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X oder Bluesky? Paul Ronzheimer gegen Armin Wolf in der „Zeit“

X oder Bluesky? Paul Ronzheimer gegen Armin Wolf in der „Zeit“ Paul Ronzheimer auf Bluesky.

„Ich kann auf X auch schreiben, dass ich das komplett anders sehe als Musk“, sagt Ronzheimer. ORF-Moderator Armin Wolf hält dagegen und empfiehlt deutschen Kollegen, die Plattform zu verlassen. Was Ronzheimer und Wolf von Bluesky als X-Alternative halten.

Hamburg – Der österreichische Fernsehmoderator Armin Wolf fordert deutsche Medienschaffende dazu auf, die Plattform X zu verlassen, die dem US-Milliardär Elon Musk gehört. „Ich glaube, wenn sich in Deutschland – wie in Österreich – die reichweitenstärksten Journalisten gemeinsam von X zurückzögen, dann würde das die Plattform massiv schwächen“, sagt Wolf in einem Streitgespräch mit dem „Bild“-Reporter Paul Ronzheimer in der aktuellen „Zeit“. Der Grund sei das Ausmaß an Desinformation und Beleidigungen bei X, so Wolf: Es sei inzwischen „einfach zu aufwändig, in dem ganzen Müll noch irgendetwas Interessantes zu finden“.

 

Armin Wolf, der in 15 Jahren auf X (früher Twitter) mehr als 126.000 Beiträge verfasst hat, hatte im vergangenen November mit rund 30 weiteren österreichischen Journalisten den „eXit“ genannten Abschied von der Plattform erklärt. Seither publiziert der Moderator der ORF-Sendung ZIB2 beim dezentralen Social-Media-Netzwerk Bluesky. „Ich fände es wichtig, dass es auf Bluesky diverser zugeht“, sagt Wolf. Er hielte es für „fantastisch“, wenn Dutzende deutsche Journalisten aus allen politischen Lagern, von Monitor-Chef Georg Restle bis „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt, sich zu einer Aktion zusammentun und auf Bluesky posten: „Es würde die Plattform dramatisch aufwerten.“
 
Das sei eine „interessante Idee“, erwidert Paul Ronzheimer im „Zeit“-Gespräch: „Es käme auf einen Versuch an.“ Um wirklich den Diskurs anzukurbeln, müssten aber auch mehr Politiker dort sein. „X werde ich trotzdem nicht verlassen“, so der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur.
 
Für Ronzheimer ist X nach wie vor die beste Plattform, um sich zu informieren. Man müsse nur unterscheiden zwischen Information und Meinungen. „Als Reporter bin ich viel unterwegs auf der Welt, und X ist meiner Erfahrung nach immer noch das schnellste Medium, wenn irgendwo etwas passiert.“ Ronzheimer sagt, dass er auch viel Hass abbekomme, aber sich irgendwann entschieden habe, das zu ignorieren.
 
Ronzheimer kommt im „Zeit“-Interview, das von Mark Schieritz und Stefan Schirmer moderiert wird, auch auf Elon Musks Wahlempfehlung in der „Welt am Sonntag“ zu sprechen. Natürlich habe er darüber nachgedacht, was es für ihn bedeute, dass Musk die AfD unterstütze. „Aber ich kann auf X eben auch schreiben, dass ich das komplett anders sehe als Musk“, argumentiert Ronzheimer. Ein solcher Post sei nicht verboten und werde von den Algorithmen auch nicht herunterreguliert. Das sei für ihn ein sehr wichtiges Argument. „Und dass X als Diskussionsdium nach wie vor funktioniert, sieht man doch an meinen vielen Kollegen, die sich dazu auf der Plattform geäußert haben, und am Gegenkommentar von „Welt“-Chef Jan Philipp Burgard, der auch bei X viel geteilt wurde“, so Ronzheimer weiter. Für den Springer-Mann steht fest: „Man muss dort präsent sein, wo viele Menschen sind“.
 
Paul Ronzheimer erzählt in der „Zeit“ auch, dass es nach seinem ersten Post auf Bluesky eine Protestwelle gegeben habe. „Es hieß, wir wollen hier keine Springer-Journalisten, und viele Leute haben mich geblockt und beschimpft“, behauptet er. So etwas passiere eben nicht nur im rechten, sondern auch im linken oder grünen Lager. Es deutet für Ronzheimer nichts darauf hin, dass auf Bluesky, zumindest in der Anfangsphase, ein großes Interesse an Debatten bestanden habe.