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Wie Sie Interviews über die Zukunft führen können

Wie Sie Interviews über die Zukunft führen können 16 Seiten Zukunftsjournalismus in der neuen „Journalisten-Werkstatt“.

Es lohnt sich, journalistisch nicht nur zurück, sondern auch (weit) nach vorn zu schauen. 9 Tipps, wie Interviews mit Wissenschaftern klappen.

Berlin – Es lohnt sich, journalistisch nicht nur zurück, sondern auch (weit) nach vorn zu schauen. Denn Zukunftsbilder sind überall: Die einen träumen von einer Kolonie auf dem Mars, andere bereiten sich auf steigende Meeresspiegel auf der Erde vor. Technologien wie KI und Bio-Engineering wecken bei Menschen Hoffnungen und Ängste. Geschichten darüber finden natürlich auch in den Journalismus.
 
Wie Menschen sich die Zukunft vorstellen, verrät auch viel über Einstellungen, Annahmen und Lebensweisen im Jetzt. Diese Erwartungen und Träume bestimmen das Handeln. Zukunftsnarrative gehen in den öffentlichen Diskurs ein, wenn auch nicht immer offensichtlich.
 
Ein Journalismus, der Demokratie fördern will, sollte auch diese Debatten kenntnisreich, kritisch und verantwortungsbewusst begleiten.
 
Journalistische Standards gelten auch, wenn über das Jahr 2050 berichtet wird. Dazu braucht es neue Wege zu Qualität und Tiefe, schreibt Barbara Maas in der neuen „Journalisten-Werkstatt: Megathema Zukunft“ und gibt unter anderem neun Tipps für zukunftsorientierte Interviews: 
1. Lösungsorientierte Fragen, die auf eine nahe Zukunft abzielen, sind relativ einfach: „Wie könnte eine Lösung aussehen?“ Oder: „Was würde sich mit einer Gesetzesnovelle ändern?“ Wenn das gut funktioniert, können Sie nachlegen: „Und was wäre dann in zehn Jahren?“
2. Fragen nach Kontinuitäten: Oft über- oder unterschätzen Menschen die Geschwindigkeit von Wandel oder die Wucht eines disruptiven Ereignisses. Fragen Sie also nach Kontinuitäten, zum Beispiel: „Was passiert, wenn in den kommenden fünf Jahren bei diesem Thema alles so weitergeht wie bisher?“
3. Fragen nach dem Gegenteil: „Können Sie sich ein Extremereignis vorstellen, das alles fundamental ändert?“
4. Aufwärm-Technik: Wärmen Sie Ihren Gesprächspartner auf, indem Sie zuerst nach einer Vergangenheit fragen: „Denken Sie an das Jahr 2005. Was hat sich seitdem verändert? Was ist seitdem gleich geblieben?“ Fragen Sie auf dieser Grundlage danach, wie eine Zukunft in diesem Feld aussehen könnte.
5. Interviews mit Experten: Dabei können Sie nach Signalen oder Hinweisen auf eine mögliche Zukunft fragen: „Fällt Ihnen gerade in Ihrem Bereich etwas auf, das auf eine neue Entwicklung hindeuten könnte? Welche wissenschaftlichen Debattenbeiträge, Diskussionen im Netz, technologische Entwicklungen oder Nachrichten haben Sie überrascht oder amüsiert?“
6. Hypothetische Fragen bieten sich an, wenn Sie über einen längeren Zukunftshorizont sprechen möchten. Solche Fragen sollten Sie einleiten, zum Beispiel so: „Ich möchte mit Ihnen ein Gedankenexperiment wagen, wenn Sie einverstanden sind. Stellen Sie sich vor, es ist 2035. Wie sieht die Welt, Ihr Leben rund um unser Thema aus?“ Fragen Sie nach und bitten Sie Ihre Interviewpartner, möglichst konkret zu werden. Welche Menschen sind dort? Wie sehen Häuser, Räume, Gegenstände aus?
7. Skalierende Fragen: Nach einem Gedankenexperiment haben Sie den Eindruck, das Gespräch ist wolkig? Holen Sie das Gespräch zurück auf den Boden, zum Beispiel mit skalierenden Fragen: „Hand aufs Herz: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass diese Zukunft auch eintritt, auf einer Skala von 1 bis 5?“
8. Anschlussfragen zur Konkretisierung können zum Beispiel so lauten: „Wovon hängt aus Ihrer Sicht eine solche Zukunft ab? Welche Anzeichen sehen Sie für diese Entwicklung?“
9. Zirkuläre Fragen, die auf die Gefühls- und Gedankenwelt einer anderen Person abzielen, können Sie nutzen, um unterschiedliche Perspektiven ins Interview zu holen. „Was, glauben Sie, würden Klimaaktivistinnen zu Ihrem Zukunftsbild sagen?“
 

  • Wieso Zukünfte?
  • Zukunftsrecherche
  • „Was heißt das für uns?“
  • Alternative Szenarien Gemeinsam gestalten
  • Drei Beispiele aus der Praxis 

Zur ganzen „Journalisten-Werkstatt: Megathema Zukunft“