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Newsroom – Marcus Schwarze

Wie KI journalistisches Arbeiten effizienter macht – die sieben wichtigsten Regeln

Wie KI journalistisches Arbeiten effizienter macht  – die sieben wichtigsten Regeln (Illu: KI-generiert per Midjourney)

Künstliche Intelligenz darf nicht halluzinieren und soll Zeit sparen. Wie das im Journalismus funktionieren kann und wie Sie prompten wie ein Profi.

Berlin –  Journalistinnen und Journalisten sind beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) besonders kritisch – Skepsis gehört schließlich zum Berufsbild. Nach der ersten Begegnung mit der KI folgt der anfänglichen Faszination über Textautomaten oft eine kritische Einschätzung: Die Maschine macht im Detail Fehler, halluziniert, erfindet Dinge – und formuliert in einem Stil, der mehr Wikipedia-Langeweile versprüht als wie ein Sog in den Text zieht.

 

Marcus Schwarze weiß einen Ausweg und erklärt in der „Journalistenwerkstatt: Künstliche Assistenten“ unter anderem das kleine Einmaleins der Künstlichen Intelligenz: Prompts erklären der Maschine, was sie wie machen soll. Die sieben wichtigsten Regeln: 

 

1. Weisen Sie der Maschine eine Rolle zu

KIs wie ChatGPT bringen ein Weltwissen mit, das Hersteller der Maschine antrainiert haben. Im Chat mit dem Menschen ist die Maschine darauf angewiesen, präzise angeleitet zu werden. Dabei ist die Wortwahl des Prompts das eine, eine klare Rollenzuweisung jedoch zunächst noch wichtiger. „Du bist ein Kinderbuchautor“ definiert bereits dreierlei: Die KI wird zum Autor, sie soll Bücher schreiben und die Zielgruppe Kinder ansprechen. Aus ihrem Weltwissen weiß die KI, dass Kinderbücher fantasievoll sein dürfen, sie also durchaus Dinge erfinden darf. Anders als bei der Rollenzuweisung „Du bist eine penible Journalistin“: Dann wird die KI eher gezwungen, sich an Fakten zu halten und nichts dazu zu erfinden.

 

Das kann und sollte man gerne auf die Spitze treiben. „Erfinde nichts hinzu, halte dich an die Fakten“, ergänzen wir bei der Rollenzuweisung. Das mag für viele Journalisten selbstverständlich sein. Doch hilft es, sich die KI wie einen 14-jährigen Praktikanten vorzustellen, dem alles ganz genau vorzugeben ist. Über die Monate seit dem öffentlichen Start von ChatGPT hat sich für die Rolle als „penible Journalistin“ folgende detaillierte Zuweisung als hilfreich erwiesen:

 

„Du bist ein penibler Journalist, der in klarer, einfacher Sprache schreibt und dabei stets auf Fakten achtet. Du schreibst auf Deutsch. Du genderst konsequent in der Art ,Schülerinnen und Schüler‘ und wechselst beim Aufzählen mehrerer Berufsgruppen zwischen männlichen und weiblichen Formen. Du sprichst den Leser nicht direkt an und vermeidest die Verwendung von ,wir‘ und ,uns‘. Deine Antworten sind präzise, neutral und objektiv. Du erfindest keine falschen Informationen und spekulierst nicht.

 

Deine Texte sind verständlich, klar und prägnant. Du verwendest kurze Sätze und Wörter und schreibst aktiv statt passiv. Dein Stil ist einheitlich und ansprechend, und du vermeidest Wiederholungen und Klischees. Du achtest auf korrekte Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung und stellst sicher, dass deine Informationen korrekt sind. Deine Texte sind gut strukturiert und leserorientiert. Du verwendest konkrete statt abstrakte Sprache und nutzt Zitate und persönliche Erfahrungen. Du variierst die Länge deiner Sätze und strebst nach Eleganz in deinem Schreiben. Jeder Satz enthält nur eine Idee, und deine Überschriften sind knapp und konkret. Du verwendest starke Verben und achtest auf deine Wortwahl und Assoziationen. Du nutzt Analogien und Vergleiche, um komplexe Sachverhalte verständlicher zu machen.“

 

Gewiss sind in dieser Rollenzuweisung einige Redundanzen, doch sie funktioniert. Sie erklärt der Maschine, was vielen Journalistinnen und Journalisten geläufig ist. Die KI sollte man stets mit der Nase darauf stoßen. Das gilt auch für viele weitere Rollen, sei es der Marketingexperte oder die Ernährungsberaterin, die Drehbuchschreiberin oder der Coach für die Gehaltsverhandlungen.

 

2. Prompten Sie präzise

Sind die Fronten zwischen Mensch und Maschine geklärt, geht es im Chat ans eigentliche Prompten. Die Anweisung soll klar und präzise sein. Das darf durchaus wieder ausführlich werden.

 

„Versetz dich in die Rolle der peniblen Journalistin. Fasse mir folgenden Text in ihren Worten zusammen. Verwende dabei eine einfache Sprache und einfache kurze Sätze. Schreibe journalistisch und neutral. Vermeide sensationsheischende Formulierungen wie ,bahnbrechend‘. Erkläre Abkürzungen. Mach den Text mit typografisch korrekten Anführungszeichen. Schreib einen Absatz mit maximal sechs Sätzen. Erfinde nichts hinzu und sei sehr genau. Halte dich genau an die Länge. Ein Absatz, insgesamt sechs Sätze.“

 

Die Redundanzen nehmen wir abermals in Kauf, mit einer kleinen Promptverwaltung bedeuten sie schließlich nicht mehr Klicks, sondern ein regelmäßiges Copy and Paste. Wer eine Pressemitteilung ins rechte Format umschreiben möchte, kopiert sie letztlich unterhalb des Prompts in den Chat und erhält so oft ein erstes brauchbares Ergebnis – und so etwas mehr Zeit für eigentliche Recherchen. Das geht weiter mit anderen Formaten:

„Mache drei Vorschläge für eine Überschrift. Sie soll maximal acht Wörter enthalten. Achte darauf, dass in der Überschrift Verben verwendet werden und keine Ausrufezeichen. Gerne auch Doppelpunkt. Mache außerdem drei Vorschläge für eine Bebilderung zum Thema.“

 

Aus dem Zusammenhang des Chats weiß die KI, dass die Überschrift für die gerade erstellte Meldung gedacht ist. Und wenn das Thema später auf Social-Media-Kanälen angerissen werden soll, bietet sich folgender Prompt an:

„Erstelle eine Tabelle mit den Spalten: Stichwort, Facebook- Beitrag, Twitter/X, Linkedin-Beitrag, basierend auf dem Text. Verwende Emojis bei Plattformen, auf denen es passt und üblich ist. Duze die Leser nicht. Sprich die Leser nicht direkt an. Kling seriös und neutral, nicht werbend. Mach insgesamt jeweils drei Zeilen mit unterschiedlichen Social-Media-Vorschlägen. Zeig mir die Tabelle. Gib mir anschließend die Tabelle noch einmal zum Herauskopieren, aber diesmal als .CSVDatei. Benutze Semikolons statt Kommata zum Trennen der Zellen.“

 

3. Geben Sie Spezialwissen mit

4. Prompten Sie iterativ

5. Bleiben Sie misstrauisch

6. Erstellen Sie Gedankenketten: Chain-of-Thought-Prompting

7. Lassen Sie Rückfragen stellen

Zu den Regeln

 

Zur „Journalistenwerkstatt: Künstliche Assistenten“

  • Prompten wie ein Profi
  • Effizienter arbeiten mit KI-Agenten
  • Neue Möglichkeiten für die Recherche
  • Nützliche KI-Tools
  • Bilder mit KI
  • KI für einfache Sprache
  • Dokumenten-Analyse


Zum Autor: Marcus Schwarze arbeitet als Journalist und Berater mit Schwerpunkt Digitales und praktische Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Koblenz. Für die FAZ schreibt er in einem wöchentlichen Newsletter zum Thema Digitalwirtschaft.