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Was macht eigentlich Anna Schneider bei der „Welt“?

Was macht eigentlich Anna Schneider bei der „Welt“? Anna Schneider (Foto: „Welt“)

Gibt es das Ressort „Freiheit“, das sie angeblich leitet, überhaupt?

Berlin – Unfreiwillig lustige Jobbezeichnungen sind im Journalismus schon lange verbreitet, oft handelt es sich dabei um Anglizismen à la „Head of dit und dat“. Den amüsantesten Titel führt derzeit die von der „Welt“ als „Chefreporterin Freiheit“ getaufte Anna Schneider, schreibt René Martens in seiner Kolumne „Backstage. Klatsch & Wahrheiten“ im aktuellen „medium magazin“ und weiter:

 

Ein sophistisches Scharmützel rund um diese Bezeichnung entspann sich kürzlich, als die FAZ mit feiner Klinge Schneiders Debüt-Sachbuch „Freiheit beginnt beim Ich“ auseinandernahm. „Bei der ‚Welt‘, der Zeitung, die es zu ihren Pflichten zählt, ihren Lesern die Allmacht des Staates vorzuführen, gibt es seit einiger Zeit ein Ressort namens Freiheit“, das von Schneider, „einer einnehmend freundlichen Österreicherin“, geleitet werde, schrieb Rezensentin Elena Witzeck. „Bei uns gibt es kein eigenes Ressort namens ‚Freiheit‘ und Anna Schneider ist auch keine Ressortleiterin. Schon der Einstieg ist komplett falsch. Mehr muss man zu diesem Qualitätstext der FAZ nicht sagen. Peinlich“, giftete Schneiders Kollegin Judith Mischke bei Twitter.

 

Verantwortung für die vermeintliche Peinlichkeit trägt allerdings auch Schneiders Haus: In einer Sendung des Nachrichtensenders Welt im Juli 2021 wurde Schneider von „Chief Anchor“ Tatjana Ohm als „unsere Chefreporterin vom Ressort Freiheit der Printkollegen“ begrü.t. Ohm gehört der Chefredaktion des Nachrichtensenders ab. Wüsste sie nicht, welche Ressorts es bei den engsten Verwandten gibt, wäre das schon verwunderlich. Zudem merkte man Schneiders Miene nicht an, dass Ohm irgendetwas Falsches gesagt hätte. Gab es ein Ressort Freiheit also vielleicht 2021, jetzt aber nicht mehr?

 

Springers Pressestelle reagierte auf eine „medium magazin“-Anfrage dazu nicht. Die FAZ hat die Passage mit dem Freiheitsressort  jedenfalls nicht geändert. Zumal man bei Ein-Mann- Abteilungen oder Ein-Frau-Abteilungen – und davon gibt es in Medienhäusern ja nicht wenige – durchaus davon sprechen kann, dass die Personen Chefs ihres eigenen Ressorts sind. Ein Aspekt ist in dem kleinen Disput zudem untergegangen: Bemerkenswert ist doch, dass eine Redakteurin der FAZ eine Kollegin von der „Welt“ attackiert. So lange ist es ja nun auch noch nicht her, dass die Redaktionen der beiden Zeitungen als weltanschaulich Verbündete galten.

 

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René Martens ist freier Journalist und regelmäßig Mitglied der Grimme-Preis-Nominierungskommission in der Kategorie Info & Kultur. Twitter: @renemartens