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Newsroom – Henning Kornfeld

Trauriger Rekord: Fast 100 körperliche Angriffe auf Journalisten in Deutschland

Am gefährlichsten ist es für Journalistinnen und Journalisten bei pro-palästinensischen Demonstrationen. Was das European Centre for Press and Media Freedom noch herausfand.

Berlin – Das European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) hat am Montag die Ausgabe der Studie „Feindbild Journalist:in“ für 2024 veröffentlicht, eine Untersuchung zu Gewalt, Bedrohungen und wachsender Medienfeindlichkeit gegenüber Journalistinnen und Journalisten in Deutschland. Die Zahl der physischen Angriffe auf Journalisten ist demnach binnen eines Jahres von 69 auf 98 gestiegen. Das ist der Höchststand seit Beginn der Langzeitstudie im Jahr 2015. Im vergangenen Jahr sei es vor allem bei pro-palästinensischen Demonstrationen zu Einschränkungen der Pressefreiheit, einschließlich einer hohen Zahl tätlicher Angriffe auf Medienschaffende, gekommen, so das ECPMF.

 

Die meisten tätlichen Angriffe ereigneten sich wie schon 2023 in Berlin (62 Fälle), davon die meisten auf pro-palästinensischen Demonstrationen. Es folgen Sachsen mit 10 und Bayern mit 7 Fällen.

 

Für die größte „strukturelle“ Bedrohung für die Pressefreiheit hält das ECPMF die extreme Rechte. Zu tätlichen Angriffen bei ihren Demonstrationen und Veranstaltungen kämen Beleidigungen und Diffamierungen im Netz sowie Bedrohungen hinzu. Auch das Instrument, unliebsamen Medien und Journalisten Akkreditierungen zu verweigern, werde von der AfD zunehmend eingesetzt.

 

Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat Anfang April ähnliche Zahlen und Tendenzen dokumentiert wie jetzt das ECPMF: Demnach hat sich die Zahl der Übergriffe auf Journalisten in Deutschland 2024 im Vergleich zum Vorjahr auf 89 mehr als verdoppelt.

 

Hintergrund: Das 2015 gegründete ECPMF ist eine Non-Profit-Organisation, die sich für die Durchsetzung, Bewahrung und Verteidigung des Rechts auf Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung in ganz Europa einsetzt. Die Organisation geht auf eine Initiative des ehemaligen „Stern“-Journalisten Hans-Ulrich Jörges zurück.