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taz-Journalist Nicholas Potter wird mit dem Tod bedroht

taz-Journalist Nicholas Potter wird mit dem Tod bedroht Nicholas Potter (Screenshot: YouTube)

Nach dem Auftauchen eines Plakats mit seinem Foto, dem Slogan „From the river to the sea“ und einem offenen Gewaltaufruf sieht sich Potter massiven Bedrohungen ausgesetzt. Die Hintergründe.

Berlin (dpa) − Der Journalist Nicholas Potter, der für die Berliner taz arbeitet und viel über den Nahost-Konflikt schreibt, wird nach Angaben der Zeitung mit dem Tod bedroht. „In Berlin wurde ein Plakat mit der Überschrift „Wanted“ und dem Slogan „From the river to the sea“ im öffentlichen Raum angebracht, auf dem das Gesicht unseres Kollegen Nicholas Potter gezeigt wird“, teilte die taz-Chefredaktion mit. 

 

„Darunter steht ein offener Aufruf zu Gewalt gegen ihn, der als Morddrohung verstanden werden muss. Das ist eine Stufe der Eskalation, an der jede Diskussion über legitime Kritik endet.“ Die Zeitung erstattete nach Angaben von Chefredakteurin Barbara Junge Anzeige. Eine Polizeisprecherin sagte auf Anfrage, der Polizei sei der Sachverhalt bekannt, er werde geprüft.

 

Schon länger Anfeindungen und Bedrohungen 

Potter werde auf Social-Media-Plattformen und mit Aufklebern an öffentlichen Orten schon länger angefeindet und bedroht, so die taz-Chefredaktion. „Letztere tauchten verstärkt nach einer Recherche des Kollegen über eine Plattform im russischen Propagandakomplex auf und sind im Ton des aggressiv-antiisraelischen Lager gehalten.“ Seine Berichterstattung solle offenbar durch Einschüchterung unterbunden werden.

 

„Angriff auf die Pressefreiheit“

„Die Drohungen gegen Nicholas Potter sind, neben der ganz persönlichen Bedrohung des Kollegen, auch ein Angriff auf die Pressefreiheit“, erklärten Junge und die beiden anderen Mitglieder der taz-Chefredaktion, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk. „Die taz will und wird das nicht hinnehmen. Wir haben uns mit allen journalistischen und juristischen Mitteln dagegen gewehrt und werden dies auch weiter tun.“

 

Zeitung schützt ihren Kollegen 

Die taz betont: „Wir stehen hinter unserem Kollegen. Wir unterstützen ihn mit allem, was er braucht, und ergreifen Maßnahmen, um ihn zu schützen.“ Eine solche Qualität der Bedrohung sei bislang überwiegend aus dem rechtsextremen Spektrum bekannt. Wer hinter dem nun aufgetauchten Plakat mit Gewaltaufruf stehe, sei unbekannt. „Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft, ob sie dies hinnimmt.“

 

PEN sieht neue Eskalationsstufe erreicht 

Der Autorenverband PEN sprach von einer neuen Eskalationsstufe. Man sei grundsätzlich dafür, die Grenzen der Meinungsfreiheit so weit wie möglich auszulegen, erklärte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. „Aber bei Morddrohungen gibt es nichts zu diskutieren. Kritik ist kein Verbrechen, Mordaufrufe schon.“

 

Yücel weiter: „Wir erwarten, dass auch propalästinensische Stimmen diese Grenze ziehen und die niederträchtige Kampagne gegen Nicholas Potter verurteilen.“ Die Sicherheitsbehörden müssten weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die Sicherheit Potters zu gewährleisten und die Täter zu ermitteln. „Unsere Solidarität gilt dem angefeindeten Kollegen.“