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„Schwäbische Zeitung“: Vorwurf des Rechtsrucks in Offenem Brief

„Schwäbische Zeitung“: Vorwurf des Rechtsrucks in Offenem Brief Gabriel Kords (Foto: Schwäbischer Verlag)

Wie Chefredakteur Gabriel Kords antwortet. Die fünf wichtigsten Punkte.

Ravensburg – Anfang Dezember erreichte die „Schwäbische Zeitung“ ein offener Brief von mehreren besorgten Bürgern, die sich kritisch mit der politischen Ausrichtung der Zeitung auseinandersetzten. Sie warfen dem Verlag vor, sich in seiner Berichterstattung und Redaktion verstärkt rechtskonservativen Strömungen zuzuwenden und demokratiefeindlichem Gedankengut Raum zu geben.

 

Besonders ein Interview mit dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen sorgte für Kritik, da die Gesprächsführung als nicht ausreichend distanziert empfunden wurde. In seiner Antwort verweist der Verlagsleiter jedoch auf die Prinzipien des Journalismus, verteidigt die Unabhängigkeit der „Schwäbischen Zeitung“ und lädt zu einem offenen Dialog ein.

 

Die fünf wichtigsten Antworten auf die Vorwürfe:

1. Widerspruch gegen den Vorwurf eines Rechtsrucks
Der Chefredakteur weist entschieden zurück, dass die „Schwäbische Zeitung“ eine bewusste Öffnung für rechtskonservative oder extremistische Positionen vollzogen habe. In seiner Antwort betont er, dass zu keinem Zeitpunkt Bestrebungen bestanden, sich von der demokratischen Grundordnung zu entfernen. Die Redaktion habe niemals versucht, die Grenze zu demokratiefeindlichem Gedankengut aufzuweichen. Den Vorwurf hält er für unbegründet und fordert konkret nachzuweisen, welche Veröffentlichung dieser Richtung zugeordnet werden könnte.

 

2. Kritik am Interview mit Hans-Georg Maaßen
Ein zentrales Beispiel, das in dem offenen Brief genannt wird, ist ein Interview mit Hans-Georg Maaßen, das am 21. Juli 2024 veröffentlicht wurde. Die Gesprächsführung sei von vielen Lesern als zu wenig kritisch und zu wenig distanziert wahrgenommen worden. Der Chefredakteur räumt dies ein, stellt jedoch klar, dass das Interview intern nachbesprochen wurde und mehrere kritische Leserbriefe dazu veröffentlicht worden seien. Außerdem betont er, dass die „Schwäbische Zeitung“ in den vergangenen Jahren ausführlich und differenziert über Maaßen berichtet habe, wobei stets auch die Facetten der Kritik an ihm aufgezeigt worden seien. Daher sei es nicht korrekt zu behaupten, die Berichterstattung über Maaßen sei einseitig oder undifferenziert.

 

3. Verteidigung der journalistischen Unabhängigkeit und Neutralität
Kords verteidigt die grundlegende Haltung der „Schwäbischen Zeitung“, die strikt zwischen Berichterstattung und Kommentierung unterscheidet. Er betont, dass der Journalismus der Zeitung neutral und sachlich sei und keine politische Agenda verfolge. Besonders im Fall der AfD wird klargestellt, dass es nicht die Aufgabe der „Schwäbischen Zeitung“ sei, eine politische Partei zu „bekämpfen“. Vielmehr sei es ihre Aufgabe, über die Partei und ihre Vertreter objektiv zu berichten – kritisch und unvoreingenommen, aber ohne eine moralische Erziehungsfunktion. Diese Haltung soll die Glaubwürdigkeit der Zeitung stärken und die individuelle Meinungsbildung der Leser fördern.

 

4. Einzug des digitalen Wandels und Veränderungsdruck
In seiner Antwort geht der Chefredakteur auf den tiefgreifenden Veränderungsprozess ein, dem die „Schwäbische Zeitung“ unterliegt. Der digitale Wandel habe die gesamte Medienlandschaft verändert und damit auch die Rolle der Zeitungen in der öffentlichen Meinungsbildung. Er sieht die Herausforderung darin, den Einfluss und die Glaubwürdigkeit der „Schwäbischen Zeitung“ in einer Zeit zu wahren, in der Medien an Vertrauen eingebüßt haben. Dabei verweist er auf die Wichtigkeit, die Grundwerte des Journalismus zu pflegen und sich auf die Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sowie des christlichen Menschenbildes zu besinnen.

 

5. Bereitschaft zum Dialog und zur Weiterentwicklung
Abschließend hebt Kords hervor, dass die „Schwäbische Zeitung“ stets offen für Kritik und den Dialog mit ihren Lesern sei. Er betont, dass das Kollegium regelmäßig mit Rückmeldungen aus der Leserschaft umgeht und diese in die Arbeit einfließen lässt. Kritische Leserbriefe werden veröffentlicht, und der Verlag sei jederzeit erreichbar für Anmerkungen und Hinweise. Als Zeichen seiner Bereitschaft zum Dialog lädt der Verlagsleiter die Absender des offenen Briefes zu einem persönlichen Gespräch ein, um Missverständnisse zu klären und den offenen Austausch zu fördern. Dies sei seiner Ansicht nach der effektivste Weg, Differenzen auszuräumen, anstatt sich nur schriftlich auseinanderzusetzen.