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Rechtskurs bei der „Schwäbischen Zeitung“? Chefredakteur wehrt sich

Rechtskurs bei der „Schwäbischen Zeitung“? Chefredakteur wehrt sich Gabriel Kords (Foto: Schwäbischer Verlag)

Gabriel Kords ist seit Kurzem Chefredakteur der „Schwäbischen Zeitung“, über die zuletzt SZ, SWR und taz kritisch berichtet haben. Was Kords ihnen entgegnet.

Ravensburg – Gabriel Kords ist seit September Chefredakteur der „Schwäbischen Zeitung“. Er trat die Nachfolge von Jürgen Mladek an, der Anfang Juli mit nur 56 Jahren überraschend verstorben war. Zuvor wirkte Kords als Chefredakteur des „Nordkurier“, der wie die „Schwäbische Zeitung“ zur SV-Gruppe gehört.

 

In einem Kommentar auf schwäbische.de titelt Gabriel Kords aktuell: Wer rechts ist, hat verloren. In dem längeren Text heißt es: [...] wer erst einmal unter Verdacht gestellt worden ist, „rechts“ zu sein, wird schnell herauskatapultiert aus dem engen Korridor, in dem politische und gesellschaftliche Debatten hierzulande in den meisten großen Medien – allen voran im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – noch geführt werden. In den Nachrichten erhalten Betroffene dann plötzlich ein Attribut verpasst – etwa das Wörtchen „rechtskonservativ“ oder die Stanze „umstritten“. Und in den großen Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender reicht es – wenn überhaupt – nur noch für die Rolle des Außenseiters, an dem sich alle anderen Teilnehmer abarbeiten.

 

Auch die „Schwäbische Zeitung“ hätte in den vergangenen Wochen Erfahrungen mit dem „Rechts-Stempel“ gemacht, schreibt Kords. Er nennt u.a. die „Süddeutsche Zeitung“, den SWR und die taz, die kritisch berichtet haben. Bei der taz hieß es im August: „Schwäbische Zeitung“ auf Abwegen: Rechtsruck in Ravensburg. Die SZ stellte fest: Da blickt wer nacht rechts. Der SWR berichtete: Viele Mitarbeiter der „Schwäbischen Zeitung“ aus Ravensburg seien in Sorge. Es gehe um den publizistischen Kurs des Blattes hin zu rechtspopulistischen Inhalten.

 

Dass sich die „Schwäbische“ auf einem Rechtskurs befinde, sei „haarsträubender Unsinn“, stellt Chefredakteur Kords fest. Den Autoren der genannten Medien genüge es „mit ein paar Anspielungen die Illusion zu erzeugen, die gesamte Berichterstattung der „Schwäbischen“ sei zuletzt sukzessive nach rechts gerückt. Tenor: höchst bedenklich!“. Dabei seien die „Schwäbische Zeitung“ und schwäbische.de weder „rechts“ noch „links“. „Wir sind vielmehr eine überparteiliche Plattform für alle, die in der Region Oberschwaben/Allgäu/Ostalb etwas zu sagen haben – selbst, wenn es vermeintlich ‚rechts‘ ist“, betont Kords.

 

Der Journalist erkennt zwei Lager in der Gesellschaft. In beiden vergewissere man sich der eigenen vermeintlichen Überlegenheit, indem man die andere Seite herabwürdige, verunglimpfe und vor allem: sich unter keinen Umständen inhaltlich mit ihr auseinandersetze. Dieser Vorwurf ist nach Ansicht von Kords an alle Seiten gleichermaßen zu richten. Doch dieser Trend ersticke die gerade in den aktuellen Zeiten des Umbruchs so bitter notwendige Debatte im Keim. „Wenn jeder nur noch in seine eigene Echokammer hineinbrüllt, entstehen Parallelgesellschaften. Das befördern leider auch viele große Medien, die politische und gesellschaftliche Debatten nur noch in einem verengten Mikrokosmos führen, von dem sich immer mehr Menschen ausgeschlossen fühlen.“

 

Für Kords ist es eine Kernaufgabe aller Medien, „diesem Auseinanderdriften“ etwas entgegenzusetzen: Etwa durch die Einladung, den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Durch das Vortragen von Positionen „der Anderen“ – und durch Moderation zwischen den unterschiedlichen Seiten. Die „Schwäbische Zeitung“ wolle das auch in Zukunft tun und „eine Plattform für alle legitimen Standpunkte, Meinungen und Überzeugungen sein, die sich unter dem Dach des Grundgesetzes und des christlichen Menschenbilds versammeln lassen“.