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Österreichisches Frauennetzwerk Medien verleiht "Handtaschl 2008" an Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner

Mit der Trophäe weist das "Frauennetzwerk Medien" augenzwinkernd auf journalistische Beiträge oder Äußerungen von Personen des öffentlichen Lebens in Medien hin, deren Frauenbild nicht mehr ganz zeitgemäß erscheint.

Wien - Erst kurz im Amt, darf sich der Wirtschaftsminister bereits über eine besondere Auszeichnung freuen. Im Rahmen einer Veranstaltung des "Frauennetzwerk Medien" am vergangenen Donnerstag, wurde Reinhold Mitterlehner nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner der Spezialpreis der unabhängigen Plattform verliehen: Ein knallrosa "Handtaschl". Der Minister habe "fairerweise bereits am Tag zwei nach seiner Angelobung ein deutliches Signal gegeben, was wir in Punkto Gleichstellung von ihm erwarten dürfen", so die Begründung für den Preis in pink.

Mit der Trophäe weist das "Frauennetzwerk Medien" augenzwinkernd auf journalistische Beiträge oder Äußerungen von Personen des öffentlichen Lebens in Medien hin, deren Frauenbild nicht mehr ganz zeitgemäß erscheint. Bewertet werden offensichtlicher Sexismus und unterschwellige Angriffe ebenso wie herabwürdigende Aussagen, klischeehafte Darstellungen oder Ignoranz gegenüber Frauen und ihren Leistungen.

Qualität und Angebot

Das begehrte Handtaschl 2008 errang der Wirtschaftsminister (ÖVP) dank spontaner Aussagen zur diskutierten Frauenquote in Aufsichtsräten. Diese sei "willkürlich" und "abwertend", so Mitterlehner, entscheidend seien Qualität und Angebot. "Schön, dass uns ein Mann wieder mal erklärt, was gut für uns Frauen ist", so die Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, Karin Strobl, die bezweifelt, dass die "mittlerweile 34 Prozent Frauen, die in Norwegen durch Quotenvorgabe in Aufsichtsräten sitzen, das als Abwertung ihrer Qualifikation empfinden". Offenbar habe der Herr Minister noch nie von der "Gläsernen Decke" gehört und gehe daher davon aus, dass es in Österreich ohnehin kaum weibliche Führungskräfte gäbe, welchen "die derzeit zu über 90 Prozent ausschließlich von herausragenden Männern ausgeübte Tätigkeit" prinzipiell zuzutrauen sei.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Der Handtaschlträger 2008 hatte es übrigens selbst nicht leicht. Der ÖVP-Minister musste sich einer Kampfabstimmung gegen einen Blattmacher stellen: "Österreich" hatte die Wahl von Eva Glawischnig als Grüne-Parteivorsitzende mit dem Covertitel bejubelt: "Schöne Eva rettet die Grünen". Für diesen Beitrag zur Genderfrage gab es eine Nominierung für den "Wiederholungstäter im allzu bunten Journalismus" und knapp Platz 2 im Kampf um die Trophäe.

Nominierungen 2008

Weiters auf der Shortlist, eine "journalistisch" untertitelte Anzeige des WIFI in der Krone: Hier "überraschte" die leicht beschürzten "Natascha" mit WIFI-Kursbuch "alle mit dieser intelligenten Pose." Für Michael Jeannée hatte sich die "unsägliche Frau Minister Plassnik" im Zuge der Befreiung der Sahara-Geiseln "blond und Plattheiten schnatternd in Szene gesetzt". "Schrill, hysterisch und verzweifelt" sei dagegen laut orf.at US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im Vorwahlkampf gewesen.

Bisherige Handtaschl-Träger

2004 gewann Wolfgang Ambros ("Menopausengeschüttelte") ex aequo mit Kurt Bergmann ("frustrierte" Präsidentschaftskandidatinnen). 2005 gab Handballtrainer Gunnar Prokop den Rat: "Die Frau gehört in die Kuchl, soll die Kinder erziehen und aus". 2006 erkannte der damalige ORF-Chefredakteur Werner Mück den Anblick einer profilierten Redakteurin als "Beleidigung für die Zuseher". 2007 zeichnete das Netzwerk den "Zickenkrieg" als "Beispiel für Ignoranz in der Sprache" aus.

Das Frauennetzwerk Medien besteht seit 1999 als Forum für persönliche Kontakte und Informationen für Frauen, die in und mit Medien arbeiten. Der parteiunabhängige Verein mit mehr als 350 Mitgliedern organisiert neben dem "Handtaschl", u.a. den Journalistinnen-Preis "Spitze Feder" und die Expertinnendatenbank mit, führt Mentoringprogramme durch, lädt zum "karriere.TALK", und betreibt eine eigene Jobbörse.

Internet: www.frauennetzwerk.at