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KNA

„Nicht nötig“: RBB-Journalisten kritisieren Rücktritt ihres Chefredakteurs

Die erweiterte Chefredaktion des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) kritisiert in einer gemeinsamen Stellungnahme die Rücktritte von Programmdirektorin Katrin Günther und Chefredakteur David Biesinger.

Berlin (KNA) – Am Freitag hatte der Rundfunk Berlin-Brandenburg überraschend den Rücktritt von Programmdirektorin Katrin Günther und Chefredakteur David Biesinger verkündet. Beide hatten in der vergangenen Woche wegen der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar ihre Ämter niedergelegt. Jetzt kritisiert die erweiterte Chefredaktion des Senders diesen Schritt und fordert, vor allem Biesinger weiter am laufenden Umbauprozess des RBB zu beteiligen.

 

In dem Schreiben, das der dem KNA-Mediendienst vorliegt, heißt es zunächst, „mit großem Bedauern haben wir den Rückzug unserer Programmdirektorin Kati Günther und unseres Chefredakteurs David Biesinger zur Kenntnis genommen“. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner respektierten ihre Entscheidungen, die allerdings aus ihrer Sicht nicht nötig gewesen wären. „Im Mittelpunkt einer modernen Fehlerkultur stehen für uns strukturelle Verbesserungen, nicht der insbesondere in der Öffentlichkeit druckvoll formulierte Ruf nach personellen Konsequenzen“, heißt es weiter.

 

Fehler gravierend

Eingeräumt wird, dass die journalistischen Fehler gravierend und folgenschwer gewesen seien. Umso wichtiger seien die nachhaltigen Konsequenzen: „Diese hätten wir gern gemeinsam mit David Biesinger und Kati Günther gezogen.“

 

Die Führungskräfte der Chefredaktion betonen ferner den von gegenseitigem Vertrauen geprägten Führungsstil, den David Biesinger in der Chefredaktion etabliert habe. Er wäre insbesondere in der nun bevorstehenden Zeit des digitalen Umbaus hilfreich, um trotz Sparvorgaben qualitätsvollen öffentlich-rechtlichen Journalismus abzusichern. Der RBB hatte Ende Januar angekündigt, allein 2025 nochmals über 250 Vollzeitstellen abbauen zu müssen.

 

Künftige Aufgaben im Sender

In dem Schreiben wird auf weiteres Engagement von Biesinger im RBB gesetzt. Intendantin Ulrike Demmer hatte schon angekündigt, dass mit Biesinger und Günther über künftige Aufgaben im Sender gesprochen werde. „Wir hoffen nun, dass er auch in einer neuen Rolle am Umbauprozess teamorientiert und ebenso engagiert wirksam werden kann, wie er es als Chefredakteur unseres Hauses war“, heißt es. Biesinger war seit 2021 RBB-Chefredakteur, die frühere RBB-Sport-Chefin Günter hatte das Amt als Programmdirektorin erst im August 2024 übernommen.

 

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören unter anderem Thomas Baumann, Leiter Politische Gesprächsformate, die Redaktionsleiterin des Investigativmagazins „Kontraste“, Sandra Hochleitner, „Abendschau“-Chefin Gabriele von Moltke, Dirk Platt, Redaktionsleiter Brandenburg aktuell, und Stephanie Pieper, Leiterin rbb24 Inforadio und derzeit kommissarische Chefredakteurin des RBB.