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Ideenwerkstatt Klimajournalismus: 5 Themen

Ideenwerkstatt Klimajournalismus: 5 Themen Großer Klimaschwerpunkt im „medium magazin“ (Illustration: Alberto Aragón)

Wo Journalistinnen und Journalisten spannende Geschichten finden können – gerade im Lokalen. 5 Themen im „medium magazin“-Schwerpunkt Klima.

Berlin – Gerade in Bezug auf Klima gibt es einige drängende Themen, die im Lokalen eine intensivere Berichterstattung bräuchten, derzeit aber noch kaum behandelt werden. Welche Themen dabei insbesondere mehr in den Blick genommen werden müssen. Elena Matera zeigt im aktuellen „medium magazin“ fünf Themenfelder. 

 

1. BIODIVERSITÄTSKRISE
Der Klimawandel und die Biodiversitätskrise verstärken sich gegenseitig, sie sind eng miteinander verbunden. Nur intakte Ökosysteme wie Wälder, Meere und Moore sind widerstandsfähiger gegen die Folgen der Erderwärmung und können diese sogar abmildern, weil sie extrem viel CO2 speichern. Der Verlust der Artenvielfalt zählt zudem zu den fünf größten Risiken für die globale Wirtschaft. Deutschland unternimmt bislang zu wenig in Sachen Natur- und Artenschutz und verstößt teilweise sogar gegen EU-Naturschutzvorgaben.
Mögliche Fragen für die lokale Recherche: Wird die Moorschutzstrategie der Bundesregierung in meiner Region umgesetzt? Wie sieht eine umweltfreundliche Landwirtschaft aus? Wird der Artenschutz beim Windkraftausbau mitgedacht? Wie kann Waldbränden vorgebeugt werden? 92 Prozent der Flüsse in Deutschland sind im schlechten Zustand – wie sieht es in meiner Region aus? Wie kann man im neuen Stadtviertel Artenschutz mitdenken?


2. DIE SOZIALE FRAGE
Der Klimawandel trifft alle Menschen – manche leiden allerdings stärker unter den Folgen als andere. Eine Studie zeigt, dass es in dicht bebauten Vierteln mit wenig Grün und vielbefahrenen Straßen deutlich wärmer ist als in Vororten mit Einfamilienhäusern. Gerade ärmere Menschen wohnen in eben jenen Stadtlagen und sind deshalb eher von Hitze betroffen. Gleichzeitig sind die CO2-Emissionen nicht nur global, sondern auch innerhalb der deutschen Bevölkerung ungleich verteilt. Reiche Menschen verursachen ein Vielfaches mehr an Treibhausgasen als ärmere und besitzen gleichzeitig mehr finanzielle Mittel, um sich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.
Mögliche Fragen für die lokale Recherche: Wie schaffen es lokale Organisationen, vulnerable Gruppen, wie Obdachlose oder ältere Menschen, vor den Folgen des Klimawandels zu schützen? Wird Klimabildung in den Schulen angeboten? Inwiefern sind Menschen mit Behinderungen von den Folgen des Klimawandels betroffen? Wie kann die Wärme- und Mobilitätswende vor Ort sozial gerecht gestaltet werden? Gibt es Förderprogramme für Solaranlagen? Wie groß ist die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen in der Region?


3. WASSERKNAPPHEIT
Der hohe Wasserverbrauch von uns Menschen und der große Bedarf der Industrie, aber auch der Klimawandel machen das Land immer trockener. Die Folgen: Das Grundwasser in Deutschland sinkt, Waldbrände können sich schneller ausbreiten, trockene Böden schaden der Ernte, der Pegel in Bächen, Seen und Flüssen sinkt.

Mögliche Fragen für die lokale Recherche: Was bedeuten die sinkenden Wasserpegel für lokale Süßwasser- Ökosysteme und für die Arten, die dort leben? Welche Konflikte rund um das Wasser können in Zukunft entstehen? Wer sind die größten Wasser- Verbraucher in der Region? Was wären die Auswirkungen auf Bevölkerung und Wirtschaft, falls bedeutende Wasserstraßen und Trinkwasserreservoire wie der Rhein von Austrocknung bedroht wären?


4. BAUEN UND WOHNEN
Von der Produktion der Materialien, der Beheizung, der Sanierung bis hin zum Abriss und der Entsorgung des Bauschutts: Der CO2- Ausstoß im Gebäudesektor liegt in Deutschland bei rund 40 Prozent – und ist damit neben dem Verkehrsbereich eines der beiden großen Sorgenkinder. Spätestens seit der Berichterstattung über das bevorstehende Heizungsgesetz und der Aufregung über die Wärmepumpe ist klar geworden: Wir brauchen in diesem Sektor dringend Redaktionen, die auf lokaler Ebene informieren, erklären, Zusammenhänge aufzeigen. Es ist also Zeit, den Baubereich unter die Lupe zu nehmen.
Mögliche Fragen für die lokale Recherche: Wie ist es zu schaffen, mehr, aber nachhaltig in der Region zu bauen? Hunderttausende neue Wärmepumpen sollen in den kommenden Jahren installiert werden – gibt es genug Fachkräfte vor Ort? Treibt meine Kommune die energetische Sanierung voran? Wo sind begrünte Dächer und Fassaden in der Stadt geplant? Wie hilft Digitalisierung bei der Wärmewende? Wo gibt es im Umkreis positive Beispiele für nachhaltige Bauprojekte?


5. GESUNDHEIT UND KLIMA
Gesundheit und Klima sind eng miteinander verbunden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel sogar als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Der Einfluss des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit ist vielseitig, etwa durch Wetterereignisse wie Hitzewellen, durch die Verbreitung von Krankheiten oder auf die psychische Gesundheit. Und doch wird das Themenfeld bislang nur sporadisch in Lokalmedien behandelt.
Mögliche Fragen für die lokale Recherche: Wie sind die Krankenhäuser im Umkreis auf Hitzewellen vorbereitet? Wie kann nachhaltiger Verkehr zur Verbesserung der Gesundheit beitragen? Inwieweit beeinflusst der Klimawandel die psychische Gesundheit? Welche neuen Infektionskrankheiten breiten sich in der Region aus? Wie groß ist die Luftverschmutzung in meiner Stadt? Wie kann eine klimafreundliche Stadt auch die Gesundheit schützen?

 

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