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Newsroom – Marc Bartl

„Gibt es keinen Moment mehr, in dem man einfach kurz innehält?“: Reaktionen aus der Branche auf Alexandra Föderl-Schmid

„Gibt es keinen Moment mehr, in dem man einfach kurz innehält?“: Reaktionen aus der Branche auf Alexandra Föderl-Schmid Alexandra Föderl-Schmid (Foto: Friedrich Bungert/SZ-Photo )

Das Schicksal der stellvertretenden SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid löst große Anteil­nahme in der Branche aus. Wir haben einige Stimmen von Medienprofis gesammelt, darunter Armin Wolf (ORF), Julius Betschka („Tagesspiegel“) und Marie von den Benken (GNTM).

Berlin – Die „Passauer Neue Presse“ berichtete am Donnerstag, dass nach Alexandra Föderl-Schmid gesucht wird. Die Polizei hatte zunächst einen Suizid befürchtet. Inzwischen wurde die SZ-Vizechefin lebend gefunden. Das Schicksal von Föderl-Schmidt berührt die Branche. Viele Medienprofis haben sich auf sozialen Kanälen wie X und LinkedIn zu Wort gemeldet. Eine Auswahl, die vor der Nachricht entstanden ist, dass Föderl-Schmid gerettet wurde:

 

„Hätte man aus dem tragischen Verlust von Kasia Lenhardt etwas über den Umgang mit Alexandra Föderl-Schmid lernen können? Oder lernen wir erneut nur etwas darüber, wie gnadenlos um Reichweiten gekämpft wird, wenn der Hass um jeden Preis weiter geschürt werden muss?“

Marie von den Benken, Chefreporterin, Influencerin, Model @Regendelfin

 

„Erschüttert. Zutiefst.“

Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, @GoeringEckardt

 

„Ich habe Alexandra Föderl-Schmid 1985 kennengelernt (damals ist dieses Foto mit uns und v.a. beim damaligen Bildungsminister Moritz entstanden) – und bin seit Stunden nur mehr traurig und fassungslos. Ich habe in meinem Leben wenige derart integre Menschen getroffen.“

Armin Wolf, ORF-Anchorman, @ArminWolf

 

„An Tagen wie diesen schlichtweg fassungslos-traurig.“

Gerold Riedmann, Journalist, @gerold_rie

 

„Wenn ich lese, was hier an Kommentaren zu der Situation um Alexandra Föderl-Schmid geschrieben wird, wird mir schlecht. Niederträchtig und unmenschlich. Gibt es wirklich überhaupt keinen Moment mehr, in dem man einfach kurz innehält?“

Matthias Daniel, Chefredakteur, Publisher, @matthiasdan

 

„Den Freunden & der Familie von Alexandra Föderl-Schmidt sowie den Kolleginnen & Kollegen der Süddeutschen Zeitung kann man in diesen Stunden nur viel Kraft wünschen. Jede Spekulation verbietet sich. Jede Häme zeugt von der Uneignung als Mensch.“

Julius Betschka, „Tagesspiegel“-Chefreporter, @JuliusBetschka

 

„Es ist so unglaublich traurig.“

Markus Sulzbacher, Journalist, @msulzbacher

 

„Das Drama um Alexandra Föderl-Schmid berührt mich sehr. Diese öffentlichen Hetzjagden auf beiden (!!!!) Seiten müssen ein Ende haben. Wir verrohen immer mehr und das darf nicht sein.“

Katharina Hilger, PR, @katrinhilger

 

„Ich sitze im Zug und weine.“

Hasnain Kazim, Autor, Schriftsteller, @HasnainKazim

 

„Den Angehörigen und FreundInnen von Alexandra Föderl-Schmid wünsche ich viel Kraft in diesen schrecklichen Stunden. Ich hoffe, bange, trauere mit ihnen und es zerreißt mich und so viele.“

Georg Bürstmayr, Rechtsanwalt, @buerstmayr

 

„Ich hoffe sehr, dass es in der Suche nach Alexandra Föderl-Schmid positive Neuigkeiten gibt. Ich schätze sie sehr, als Journalistin, als Mensch. Mich macht diese ganze Geschichte sehr betroffen. [...] Ich hoffe (und ich gehe davon aus), dass die Plattform X nicht widerspiegelt, wie Menschen denken. Es gibt hier etliche lesenswerte & empathievolle Wortmeldungen zu Alexandra Föderl-Schmid, aber es gibt leider auch manche herausragend empathielose Aussagen. Auch wenn ich weiß, dass Social Media nur ein Zerrspiegel ist, der gerade aggressive Stimmen größer wirken lässt, erschüttert es mich, das zu lesen.“

Ingrid Brodnig, Journalistin, Autorin, @brodni

 

„Ich bin zutiefst erschüttert über das Verschwinden von Alexandra #FoederlSchmid. Sie war meine Chefredakteurin beim Standard und eines meiner (wenigen) Vorbilder im Journalismus. Ich hoffe inständig, dass sie bald wieder unter uns ist.“

Teresa Eder, Producerin, Journalistin, @teresaeder

 

Hintergrund
Am vergangenen Montag meldete die„ Süddeutsche Zeitung“ in eigener Sache, dass sich Vize-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid wegen Vorwürfen zu ihrem Umgang mit Quellen vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurückzieht. Mit der Prüfung der Vorwürfe gegen die Führungskraft hat die SZ nun eine externe Kommission beauftragt. Weiterhin teilte die SZ am Montag auf ihrer Webseite mit: „Zudem hat Föderl-Schmid am selben Tag die Universität Salzburg gebeten, ihre Dissertation zu prüfen.“ Grund dafür sei, dass der Salzburger Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber nach eigener Darstellung „Plagiatsfragmente“ in der Dissertation festgestellt habe, die Föderl-Schmid dort 1996 eingereicht hatte.

Alexander Kühn und Anton Rainer vom „Spiegel“ brachten ein weiteres Detail in das Thema mit ein: Nach ihren Recherchen wurde Webers Gutachten über Föderl-Schmid vom Nachrichten- und Meinungsportal Nius bezahlt, dessen prominentester Journalist der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt ist.