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Doppelrolle: Hat Philipp Welte ein Problem?

Doppelrolle: Hat Philipp Welte ein Problem? Philipp Welte (Foto: Max-Luise Köbele)

Noch nicht. Aber das könnte sich bald ändern, denn in Hintergrundgesprächen wächst die Kritik an Welte, der als Burda-Manager und Chef des Medienverbands der freien Presse (MVFP) eine nicht immer leichte Doppelrolle innehat.

Offenburg – Philipp Welte, der über einen breitbeinigen Auftritt verfügt, hat seit Jahren mit dem Thema Pressefreiheit seine Passion gefunden, schreibt Chefredakteur Markus Wiegand in seiner „kress pro“-Kolumne „Aus unseren Kreisen“. Dabei warnt der MVFP-Chef gerne vor der Macht der großen digitalen Plattformen. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Medienunternehmen sei als Voraussetzung für Pressefreiheit in Gefahr, lautet eine seiner Thesen: „Die Medienmärkte sind nicht mehr frei. Sie sind geprägt von komplexen monopolistischen Strukturen und dominiert von den größten Unternehmen, die es in der Menschheitsgeschichte je gegeben hat“, schrieb er beispielsweise Anfang Juni auf Linkedin. Bei Branchenanlässen wie der Tagung der Fachmedienbranche im Mai begleitet ihn dabei stets warmer Applaus.

 

Allerdings weisen Kritiker von Welte zunehmend darauf hin, dass er in seiner Rolle als Burda-Manager bisher wenig getan hat, um der Macht von Google, Facebook und Co. etwas entgegenzusetzen.

Bei der Verwertungsgesellschaft Corint Media etwa, die im Rahmen einer Branchenlösung vor allem für kleine Medienhäuser Deals mit den großen Plattformen abschließen und Lizenzgebühren herausholen möchte, ist Burda nicht einmal dabei. Google hat bisher recht erfolgreich die Strategie verfolgt, bilaterale Deals mit reichweitenstarken Häusern oder wichtigen Marken abzuschließen.

Auch Burda hat etwa bei Facebook vor Jahren einen attraktiven Deal bekommen. Aus Unternehmenssicht ist das verständlich. Schließlich lassen sich so schöne siebenstellige Summen erzielen, die fast eins zu eins ins Ergebnis gebucht werden. Für die gesamte Branche sind kollektive Lösungen allerdings besser.

 

Frage an Burda: Warum sind Sie nicht bei Corint Media dabei?

Die Antwort: „Bei Burda bewerten wir gegenwärtig den Einfluss von KI auf unsere Geschäftsmodelle und eruieren, was (für uns) der beste Weg in der Verwertung unserer Inhalte durch KI-Unternehmen sein wird. Hierzu ist noch keine Entscheidung gefallen.“

 

Man könnte auch so sagen: Burda hat die Frage offengelassen. Im Hintergrund gibt es aber offenbar Gespräche über eine Beteiligung von Burda an Corint. In der Vergangenheit war dies auch an persönlichen Differenzen zwischen Ex-Corint-Chef Markus Runde und Ex-Burda-Vorstand Andreas Rittstieg gescheitert. Wir dürfen festhalten: Für Philipp Welte wird es nicht einfacher, den Spagat zwischen den Interessen als MVFP-Chef und Burda-Manager hinzubekommen.

 

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