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Brost-Stiftung fördert NZZ-Podcasts mit 1,5 Millionen Euro – Warum bloß?

Brost-Stiftung fördert NZZ-Podcasts mit 1,5 Millionen Euro – Warum bloß? Bodo Hombach (Foto: Brost-Stiftung)

Die Brost-Stiftung unterstützt zwei Politik-Podcasts der Neuen Zürcher Zeitung mit jährlich 500.000 Euro. Vorstandschef Bodo Hombach betont, es gehe um die Stärkung der Demokratie.

Essen – Die Brost-Stiftung unterstützt zwei Politik-Podcasts des Schweizer Medienhauses. Seit Anfang 2025 läuft der wöchentliche Podcast „Machtspiel“, „der die politische Lage in Deutschland aus Schweizer Perspektive beleuchtet“, wie die NZZ mitteilt. Zusätzlich soll es im Rahmen eines zweiten Projekts eine Podcast-Serie geben.

 

Ungewöhnlich, schreibt „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand in seiner Kolumne: Der Polit-Podcast „Machtspiel“ wird auf allen Kanälen offensiv als „Kooperation zwischen NZZ und Brost-Stiftung“ vermarktet. Der Lohn: In den kommenden drei Jahren fördert die Stiftung die Podcasts mit 500.000 Euro jährlich. Die NZZ hält zusätzlich auf Anfrage fest: „Wichtig für beide Partner: Die NZZ-Redaktion entscheidet unabhängig über Themen und Inhalte.“

Die Schweizer sind allerdings nicht die Einzigen, die sich Gelder der Stiftung der ehemaligen WAZ-Verlegerin Anneliese Brost sichern konnten. Insgesamt investiert die Stiftung auf drei Jahre verteilt 3,62 Millionen Euro in Journalismusprojekte. Und in löblicher Transparenz nennt die Brost-Stiftung auf Anfrage alle Projekte und Fördersummen:

  • Zeit Stiftung Bucerius / Aktionslabor redaktionelle Gesellschaft: 150.000 Euro p. a.
  • The Pioneer / Celebrating Democracy Tour: 150.000 Euro p. a.
  • Fazit-Stiftung / Jugend & Wirtschaft: 150.000 Euro p. a.
  • Correctiv / Salon 5: 150.000 Euro p. a.


Die „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ erhalten zudem eine einmalige Förderung in Höhe von 125.000 Euro und die Initiative UseTheNews, bei der dpa führend dabei ist, 195.000 Euro.

 

Bodo Hombach, ehemals Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe und heute Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, begründet die Einrichtung des Förderschwerpunkts Qualitätsjournalismus so: „Durch unideologische Wissensvermittlung sowie eine qualitativ hochwertige mediale Anregung zur Einordnung und Bewertung von Fakten werden notwendige individuelle und kollektive Fähigkeiten gefördert, um eine Demokratie dauerhaft zu beleben. Die Brost-Stiftung erkennt hier hohen Förderbedarf.“

 

Dagegen ist natürlich absolut nichts zu sagen. Wenn wir aber mal kurz den kritischen Gang einlegen, stellt sich schon die Frage, warum die Stiftung ausgerechnet die NZZ mit ihren Podcasts fördert. Drei Gegenargumente: Erstens ist davon auszugehen, dass die klassische Klientel des Titels keine Nachhilfe in Demokratie braucht und andere Zielgruppen nur schwer erschlossen werden können. Zweitens investiert der Titel gerade offensiv auf dem deutschen Markt und die Stiftung greift mit der Förderung in den Wettbewerb ein. Und drittens fällt die NZZ in Deutschland im Gegensatz zur Schweiz mit Inhalten auf, die auch in der Redaktion in Zürich gelegentlich nicht als demokratiefördernd, sondern vielmehr als populistisch wahrgenommen werden.

 

Must Reads im neuen „kress pro“:

  • 50 KI-Tools, die Medienprofis kennen sollten: Für Text, Bild, Audio und Video bis zur Automatisierung von Workflows. Plus: Was KI-Chef Sebastian Horn bei der „Zeit“ einsetzt und welche Strategie er dabei verfolgt
  • Aufwertung für E-Paper: Wie die „Nordwest-Zeitung“, RND und Co. ihre Ausgaben veredeln
  • Antenne Bayern: Warum die neue Senderchefin Valerie Weber vor einem Kraftakt steht