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„Bild“ lässt Politiker-Interviews nicht mehr autorisieren

„Bild“ lässt Politiker-Interviews nicht mehr autorisieren Marion Horn

Die „Bild“-Zeitung bricht mit der Tradition, in Schriftform erscheinende Interviews autorisieren zu lassen. Chefredakteurin Marion Horn sieht die neue Praxis als Beitrag zu mehr Glaubwürdigkeit. Ob sich das alle Politiker gefallen lassen?

Berlin (KNA) – Die „Bild“-Zeitung lässt ihre politischen Interviews nicht mehr autorisieren. „Ich glaube, dass das unserer Glaubwürdigkeit und auch der der Politiker guttut, wenn das normales Deutsch ist“, sagte die Vorsitzende der „Bild“-Chefredaktion, Marion Horn beim Kongress des Medienverbands der Freien Presse (MVFP). Dabei gehe es nicht darum, den „Politiker hinter die Fichte zu führen“, sagte Horn.

 

„Doch wenn wir Interviews zurückbekommen, in denen fast alles noch einmal verändert wurde, trägt das garantiert nicht zur Glaubwürdigkeit bei“ und werde von den Mediennutzern als „nicht auf Augenhöhe“ empfunden. Das gelte auch für das „geglättete Deutsch“, das wenig mit der normalen Ausdrucksweise zu tun habe. „Natürlich nehmen wir die ,Ähs‘ und ,Ohs‘ raus“, sagte Horn, „aber ansonsten gilt das gesprochene Wort“.

 

Umdenken bei Axel Springer

Die neue Praxis habe bereits dazu geführt, „dass einige Politiker jetzt nicht mehr mitmachen“, sagte Horn. Damit schert die „Bild“-Zeitung aus den bislang bei Axel Springer verbindlichen Grundsätzen aus, die eine Autorisierung generell vorsehen. In den 2012 als Ergänzung zum Pressekodex eingeführten „Leitlinien der journalistischen Unabhängigkeit“ heißt es zum „Umgang mit Quellen“ bislang: „Die Journalisten bei Axel Springer tragen grundsätzlich, auch im Falle besonderen Termindrucks, dafür Sorge, dass Interviews vom Gesprächspartner mündlich oder schriftlich autorisiert werden, es sei denn, es sind andere Absprachen dokumentiert.“

 

Die Autorisierung von in Schriftform erscheinenden Interviews ist in Deutschland üblich, wird aber immer wieder kritisiert, weil Interviewpartner so missliebige Aussagen zurückziehen oder Inhalte verändern können. In anderen Ländern, beispielsweise in den USA oder Großbritannien, und im TV und Hörfunk gibt es diese Praxis nicht.