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dpa

ARD: „Tagesschau in Einfacher Sprache“ kommt gut an

Keine Fremdwörter, kaum Nebensätze: Die Macher trauen allerdings Nutzern inzwischen an einigen Stellen mehr zu als anfangs.

Hamburg (dpa) − Etwa 50.000 Menschen im Schnitt schauen täglich im Fernsehen, im Internet und in der ARD-Mediathek die Nachrichtensendung „Tagesschau in Einfacher Sprache“. Hinzu kommen die Abrufe in den darauffolgenden Tagen und Wochen, wie Projektleiterin Sonja Wielow der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagte. 

 

Man sei sehr zufrieden. „Im Schnitt haben wir auf allen Ausspielwegen am selben Tag einen Abruf der Sendung von insgesamt um die 50.000“, sagte Wielow. Der größte Faktor sei dabei die Videoplattform Youtube. „Wir haben einen eigenen Youtube-Kanal von der „Tagesschau“, aber es geht auch auf dem allgemeinen Youtube-Kanal und da ist die Nachfrage sehr, sehr groß.“ 

 

Die „Tagesschau in Einfacher Sprache“ läuft montags bis freitags um 19.00 Uhr im ARD-Fernsehsender tagesschau24 und ist auch online zu finden. 

 

Die „Tagesschau in Einfacher Sprache“ greift aus den rund ein Dutzend Beiträgen der beliebtesten deutschen Nachrichtensendung die vier bis sechs wichtigsten Themen heraus und bereitet sie völlig anders auf: keine Fremdwörter, kaum Nebensätze, wenige Silben, kurze Aussagen. Die Moderatorinnen und Moderatoren sprechen in der täglichen Spezialausgabe zudem langsamer und es gibt auch Untertitel.

 

Bisher etwa 9 Minuten, könnte die Sendung bald länger dauern

Dass damit ein Nerv getroffen wurde, hat eine Befragung der Nutzenden ergeben. „Zwei Drittel der Befragten hat gesagt, dass Länge, Anzahl, Auswahl und Sprechtempo genau richtig sind. Und ein Drittel will gern noch mehr davon“, fasste Wielow wichtige Ergebnisse der Umfrage zusammen.

 

Darauf will die Redaktion möglicherweise eingehen. „Wir können uns vorstellen, dass die Sendung noch länger wird.“ Bislang ist die Ausgabe in der Regel sieben bis neun Minuten lang. Etwa 3.100 Menschen haben bei der Befragung im Dezember mitgemacht, deutlich mehr als erhofft. 

 

Die Ergebnisse ergaben zudem, dass die Redaktion den Nutzerinnen und Nutzern hier und da mehr zutrauen darf. „Zum Beispiel haben wir am Anfang immer gesagt „das Land Spanien“. Das machen wir nicht mehr. Wir sagen jetzt „in Spanien“. Oder wir haben gesagt „der Bundeskanzler von Deutschland“. Wir sagen jetzt „der deutsche Bundeskanzler“. Das sind kleine Stellschrauben, die gut angenommen werden. Das ist wunderbar und das hat uns gezeigt, dass wir da auch noch ein bisschen nachlegen können.“

 

Die TV-Nachrichten wollen bei der Meinungsbildung helfen

Das Nachrichtenangebot in einfacher Sprache richtet sich nicht nur an Erwachsene, die komplexe deutsche Texte aus verschiedenen Gründen nicht gut verstehen oder eine Hörbehinderung haben. „Es nutzen auch Leute, die nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen“, sagte Wielow. 

Es gehe darum, mit der „Tagesschau in Einfacher Sprache“ die Nachrichten zu allen gesellschaftlich relevanten Gruppen zu bringen. „Damit die Menschen sich selbst eine Meinung bilden können, damit sie darüber reden können und eine Entscheidungsgrundlage haben.“

 

Auch in Schulen werde das Nachrichtenangebot genutzt: „Wir bekommen tatsächlich sehr viele Zuschriften von Lehrerinnen und Lehrern, die sagen: „Super, wir gucken uns das einmal täglich an, weil wir jetzt eine Grundlage haben, über die wir reden können“.“ Die Pädagoginnen und Pädagogen müssten dank der Sendung weniger erklären und könnten direkt zu den Themen ins Gespräch kommen und darüber diskutieren.

 

Behindertenverband fordert mehr solcher Angebote 

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßt Formate wie die „Tagesschau in Einfacher Sprache“. Dass sie so gut angenommen wird, zeige ganz eindeutig, dass es einen großen Bedarf an solchen Angeboten gebe, sagte SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier dazu. Der SoVD gilt als einer der größten Behindertenverbände in Deutschland. „Wir fordern daher, dass es künftig mehr solcher medialen Produkte − auch von anderen Sendern − gibt, um gerade Information für alle zugänglich und verständlich zu machen. Das wäre echte Inklusion. Denn der Kreis der möglichen Nutzerinnen und Nutzer ist riesig.“