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Wie Café Europe sich mit Auslandsberichterstattung profiliert

Jetzt also die "Zeit". Die deutsche Wochenzeitung schließt ihre Korrespondentenbüros in Moskau und Istanbul und folgt einem Trend vieler Zeitungen, die auf eigene Korrespondenten verzichten oder ihre Auslandsbüros neu organisieren. Auf exklusive Berichte aus dem Ausland möchten aber gerade die größeren Medien nicht verzichten. Ein möglicher Ausweg ist das Angebot der Schweizer Nachrichtenagentur Café Europe.

 

St. Gallen - Café Europe versteht sich als Nachrichtenagentur neuen Typs - klein, schlank aufgestellt, mit vielen freien Mitarbeitern weltweit vertreten und doch bezahlbar für den Medienkunden, so lautet das Credo des noch jungen Unternehmens, das Steffen Klatt 2005 in Brüssel gegründet hat.

"Die Agentur war von vornherein auf Zeitungen ausgerichtet, und Zeitungen lesen die Leute gerne im Café. Da die meisten Themen für die Auslandsberichterstattung aus Europa kommen und der Kontinent auch der Echoraum für die Länder Mitteleuropas ist, lag der Name nahe", so Gründer Steffen Klatt zum Firmennamen.

Im Interview mit Newsroom.de erklärt der gebürtige Berliner Steffen Klatt das Konzept und die Idee hinter Café Europe.

Newsroom.de: Herr Klatt, welche Rolle spielt die Auslandsberichterstattung bei Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

 

Kontakt zu Café Europe Textagentur GmbH 

Geschäftshaus Zürcherstrasse 39

CH-8952 Schlieren

Telefon: +41 (0) 44 306 47 60

Mobil: +41 (0) 78 885 78 69

E-Mail: redaktion@ce-sg.com

 

Steffen Klatt: Wir arbeiten vor allem mit regional ausgerichteten Tageszeitungen zusammen. Entgegen der landläufigen Auffassung hat die Auslandsberichterstattung einen festen Platz. Das fällt in Deutschland und Österreich weniger auf, weil die Außenpolitik gemeinsam mit der Innenpolitik auf den Politikseiten stattfindet. In der Schweiz und Luxemburg dagegen hat das Ausland noch eigene Seiten.

Newsroom.de: Gibt es Auslandsberichterstattung denn nur in der Politik?

Steffen Klatt: Nein, Ausland findet auch auf anderen Seiten statt – bei der Wirtschaft, dem Vermischten, der Kultur und auf Sonderseiten etwa am Wochenende. Aus meiner Sicht hat das Interesse am Ausland nicht nachgelassen, im Gegenteil. Die Eurokrise etwa hat das Interesse an Südeuropa gestärkt. Aber das Interesse ist vielfältiger geworden. Jede Zeitung setzt eigene Schwerpunkte.

"Rückzug ins Lokale ist ein Mythos"

Newsroom.de: Medien weltweit sparen und sparen. Warum sollte ein Chefredakteur mehr Platz für Auslandsberichterstattung freiräumen, wenn ihm alle Welt erzählt, dass die Zukunft im Lokalen liegt?


Steffen Klatt: Der Rückzug ins Lokale ist ein Mythos, und das ist auch gut so. Denn der normale Leser will weiterhin alles aus einer Hand. Er kauft sich nicht für den Regionalteil die Regionalzeitung und für das Ausland die Überregionale. Wenn eine Zeitung nicht ein Gesamtbild liefert, ist sie überflüssig. Die Berichterstattung aus dem Ausland muss aber einen Bezug haben zur Lebenswelt der Leser haben, und darin sehen wir auch einen Teil unserer Aufgabe.

Newsroom.de: Was genau verbirgt sich hinter Ihrem Angebot Café Europe?


Steffen Klatt: Wir bieten die Auslandsberichterstattung so, wie sie eine Redaktion braucht: Sowohl unsere Kollegen als auch wir schauen uns nach Themen um, die aus mitteleuropäischer Sicht relevant sind. Wir haben dabei die normalen Leser von Regionalzeitungen im Blick. Morgens kommt das Tagesprogramm in die Redaktionen, dann bis etwa 16.30 Uhr die fertig redigierten Texte. Die Redaktionen können auch Texte bei uns bestellen. Unser Angebot ersetzt den Redaktionen damit nicht nur ein eigenes Korrespondentennetz, das für viele Zeitungen inzwischen zu teuer geworden ist. Vielmehr nehmen wir den Redaktionen auch Aufgaben ab, für die sie nach den zahlreichen Sparrunden oft nicht mehr die Zeit haben: Organisation, Vorredaktion, den kontinuierlichen Blick nach draußen.

Newsroom.de: Sehen Sie Ihren Dienst eigentlich als klassische Nachrichtenagentur?


Steffen Klatt: Wir sind eine Ergänzung zu den klassischen Nachrichtenagenturen. Wir liefern die Hintergründe und die Features zu den Nachrichten von heute. Wir liefern diejenigen Texte, bei denen man die Autoren noch riechen und schmecken kann, ohne dass sie den eigentlichen Inhalt verdecken. Wir stellen sicher, dass die Leser der Zeitungen am morgen anderes lesen können als dasjenige, was am Vortag schon überall über den Ticker gelaufen und in der Tagesschau gezeigt worden ist.

Newsroom.de: Wie viele Artikel pro Tag werden aus welchen Ressorts versandt?

Steffen Klatt: Je nach Aktualität zwischen acht und zwölf Texten. Wir legen dabei besonders Wert auf Wirtschaftsthemen und auf Vermischtes, weil da der Bedarf vieler Redaktionen am größten ist.

 

Steffen Klatt, Jahrgang 1966, studierte von 1987 bis 1990 an der Universität Leipzig Politische Ökonomie, anschließend Geschichte, Philosophie und deutsche Literatur an der Technischen Universität Berlin, der Universität Basel und der Universität Odense (Dänemark). Von 1995 bis 2005 arbeitete er für das "St. Galler Tagblatt", zuletzt als EU-Korrespondent in Brüssel. Seit 2005 führt er die  Textagentur Café Europe in St. Gallen.

 

 

Newsroom.de: Aus welchen Ländern berichten Ihre Korrespondenten und wie viele von Ihnen sind bei Ihnen angestellt?


Steffen Klatt: Unsere Kollegen berichten aus den Ländern,  die jeweils auch gefragt sind, also mit größerer Regelmäßigkeit aus Europa und den USA, dann Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika. Unser Anspruch ist es, dass wir die Welt abbilden, wie sie für Regionalzeitungen relevant ist. Alle Korrespondenten sind Freie, auch wenn wir mit einigen von ihnen sehr intensiv zusammenarbeiten.

Newsroom.de: Was unterscheidet Café Europe von der Auslandsberichterstattung der großen Nachrichtenagenturen?


Steffen Klatt: Die Perspektive: Wir fragen uns, was heute für die Leser von Regionalzeitungen relevant ist. Und die Art: Wir liefern diejenigen Artikel, die sich aus sich selbst heraus verstehen.

Newsroom.de: Welche Beiträge sind besonders beliebt? Was interessiert deutschsprachige Medien am Ausland?

Steffen Klatt: Es geht zunehmend um Texte zur Tagesaktualität. Hintergrundartikel oder Reportagen, die keinen Bezug dazu haben, laufen kaum. Da hat in den vergangenen Jahren eine gewisse inhaltliche Verarmung stattgefunden.

Newsroom.de: Sie betreiben als deutscher Journalist Ihren Dienst von St. Gallen aus. Hat Sie das Fernweh gepackt oder warum haben Sie sich für die Schweiz als Unternehmenssitz entschieden?


Steffen Klatt: Ich bin nach meinem Studium aus privaten Gründen in die Schweiz gegangen und bin hier erst Journalist geworden. Da war es naheliegend, auch hier diesen Dienst aufzubauen, zumal das Interesse Schweizer Medien am Ausland groß ist. Es ist aber in der Tat angenehm, hier ein Unternehmen aufzubauen: wenig Bürokratie, hilfsbereite Behörden, ein transparentes Steuersystem.

Die Fragen an Steffen Klatt, Geschäftsführer und Gründer der Café Europe Textagentur GmbH, stellte Newsroom.de-Chefredakteur Bülend Ürük.

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