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Newsroom/Von Torsten Landsberg

Paukenschlag im Blätterwald - Verleger Holtzbrinck kauft seinem ehemaligen Verlagshaus überraschend Zeitungspaket ab

Damit hat innerhalb weniger Tage ein zweites großes Zeitungspaket in Deutschland den Besitzer gewechselt.

Stuttgart (ddp). Nach dem Berliner Verlag hat am Donnerstag innerhalb weniger Tage ein zweites großes Zeitungspaket den Besitzer gewechselt: Dieter von Holtzbrinck, ehemaliger Geschäftsführer der Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und Sohn des Unternehmensgründers, kauft seinem ehemaligen Haus mehrere Titel ab. Das Geschäft umfasst die Verlagsgruppe Handelsblatt (VHB) mit dem "Handelsblatt" und der "WirtschaftsWoche" (beide Düsseldorf), den Berliner "Tagesspiegel" und 50 Prozent der Wochenzeitung "Die Zeit". Wieviel Holtzbrinck für die Blätter zahlt, ist unklar - der Preis wird mit ausstehenden Auszahlungen verrechnet.

Die Rückkehr des Verlegers im Ruhestand kam für die Branche überraschend. Während der zu Wochenbeginn perfekt gemachte Verkauf des Berliner Verlages von der britischen Investoren-Gruppe Mecom an das Kölner Verlagshaus M. DuMont Schauberg seit Dezember öffentlich ausgetragen wurde, ging der Deal in Stuttgart nach außen still über die Bühne.

Am Nachmittag hatten die ersten Medien über das offenbar bevorstehende Geschäft berichtet. Kurz darauf teilte die Verlagsgruppe bereits mit, dass der 2006 aus dem Unternehmen geschiedene 67-Jährige die Titel zum 1. Juni über die von ihm gegründete Familiengesellschaft Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH (DvH Medien) übernimmt.

Im Gegenzug soll der ehemalige Chef der Verlagsgruppe auf finanzielle Ansprüche verzichten, die ihm aus seiner Trennung von der Verlagsgruppe zustehen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen sollte Holtzbrincks Vermögen schrittweise in eine Familienstiftung überführt werden.

Dem Branchendienst "Kress" zufolge sah die Regelung vor, dass der Verleger im Ruhestand als eine Art Auszahlung auf Raten jährlich eine hohe Summe von der Verlagsgruppe erhält. Dabei soll es sich um bis zu 30 Millionen Euro im Jahr handeln. Die Rückzahlungen sollen die Geschäfte der Verlagsgruppe nachhaltig beeinflusst und die Eigenkapitalbasis erheblich geschwächt haben.

In ihrer Stellungnahme ließ die Verlagsgruppe Holtzbrinck wissen, sie wolle durch den Verkauf ihren Spielraum vergrößern, um "in Zeiten einer weltweiten Rezession und des Umbruchs im Medienbereich ihre strategischen Pläne zu realisieren". Die betroffenen Unternehmen bekämen einen ihnen vertrauten Verleger, der die Häuser als Geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck seit den 70er und den 90er Jahren kontinuierlich ausgebaut habe und deren publizistische Eigenständigkeit in Familienbesitz garantiere.

1980 hatte Dieter von Holtzbrinck die Führung der 1948 von seinem Vater Georg gegründeten und 1971 in eine GmbH übergegangenen Verlagsgruppe übernommen. 2001 übergab er die Geschäfte seinem Halbbruder Stefan von Holtzbrinck, er selbst übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrates. 2006 schied er schließlich aus dem Unternehmen aus. Seitdem halten die Geschwister Stefan von Holtzbrinck und Monika Schoeller je 50 Prozent an der Verlagsgruppe.

Stefan von Holtzbrinck gilt Medienberichten zufolge nicht als Freund des Prints. Neben Buchverlagen und Online-Medien wie "StudiVZ" hält das Haus mehrere Regionalblätter, darunter die "Potsdamer Neueste Nachrichten" und der "Trierische Volksfreund". Die derzeit zur VHB zählenden Tochterunternehmen Spotlight-Sprachverlag (Starnberg), Lebensmittelpraxis-Verlag (Neuwied) und der Buchverlag Schaeffer-Poeschel (Stuttgart) bleiben bei der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.

Bei der "Zeit" soll ein fünfköpfiger Aufsichtsrat gebildet werden, dem die Gesellschafter Monika Schoeller, Dieter und Stefan von Holtzbrinck angehören. Die bestehenden Kooperationen zwischen der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und den von der DvH Medien übernommenen Verlagen sollen auch nach dem Verkauf fortgeführt und ausgebaut werden.