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Nachrichtenagenturen: Bloomberg-Skandal erschüttert US-Wirtschaft

Weil seine Journalisten offenbar auch auf sensible Kundendaten zugreifen konnten, steht der Finanzdienstleister Bloomberg in den USA unter massivem Druck.

New York - Während Bloomberg auch Medien mit seinen Angeboten beliefert, verdient der Finanzdienstleister das große Geld schon lange mit seinen Computerterminals. Damit können Entscheider aus der Finanzbranche direkt auf Echtzeit-Finanzdmarktdaten zugreifen und die aktuellsten Entwicklungen beobachten, analysieren und Nachrichten austauschen.

 Dass Bloomberg-Journalisten aber auch die Bewegungen der Kunden verfolgen konnten, war ihnen nicht bewusst. Ein Bloomberg-Journalist hatte einen Partner der US-Bank Goldman Sachs angesprochen, ob ein Mitarbeiter noch für Goldman Sachs arbeite. Schließlich habe er sich schon länger nicht mehr in das System eingeloggt.

Inzwischen überprüfen laut Nachrichtenmagazin Reuters das US-Finanzministerium, die US-Notenbank sowie weitere Kunden, ob und in welcher Form Informationen tatsächlich verletzt wurden.

Laut Bloomberg-Chef Daniel Doctoroff hätten die Journalisten schon seit der ersten Beschwerde im April keinen Zugang mehr auf die sensiblen Daten. Doctoroff betonte, dass die Redakteure aber nicht hätten sehen können, welche Artikel Kunden gelesen oder welche Wertpapier sie sich genau angesehen hätten. Auch werde jetzt ein Datenschutzbeauftragter eingestellt.

Bloomberg beschäftigt weltweit rund 2400 Journalisten. Erst in der vergangenen Woche teilte das Unternehmen mit, dass es am Standort Deutschland investieren und weitere Journalisten einstellen werde - von Gruner+Jahr-Wirtschaftsmedien kamen jetzt Arne Delfs, Angela Maier und Birgit Jennen zu Bloomberg, ein eigener deutscher Dienst soll aufgebaut werden.

Marktführer im Bereich Finanz-Terminals sind aktuell Bloomberg und Thomson Reuters (Eigentümerin der Nachrichtenagentur Reuters), sie haben jeweils gut 30 Prozent Marktanteil. Zudem gibt es zahlreiche Wettbewerber, unter anderem Dow Jones (gehört zu Rupert Murdochs NewsCorp.), SIX Financial Information, Morningstar Direct, Markit oder Zacks Investment Research.

In einer ersten Stellungnahme hat Thomson Reuters erklärt, dass Reuters-Journalisten keinen Zugang zu vertraulichen Kundendaten hätten.

Bülend Ürük

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