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Kaufland stellt eigene Verteilung ein: 55.000 „Tip-der-Woche“-Zusteller verlieren Job

Woche für Woche, vor allem am Samstag, verteilen mehr als 55.000 Zusteller in ganz Deutschland das Werbeblatt „Tip der Woche“. Der Tip Werbeverlag, der zum „Kaufland“-Konzern gehört, stellt seinen eigenen Vertrieb nach über 30 Jahren ein. Von Bülend Ürük.

 

Heilbronn - Wie eine Sprecherin NEWSROOM-Informationen inzwischen bestätigte, verlieren neben den 55.000 Minijobbern in ganz Deutschland auch 100 Gebietsbetreuer an den Tip-Betriebsstandorten Dortmund, Hamburg, Leipzig und Dallgow (bei Berlin) ihre Arbeitsplätze. Einen Sozialplan werde es nicht geben, sagte eine Sprecherin gegenüber Newsroom.de.

Schon heute würden rund 40 Prozent der Auflage von externen Dienstleistern zugestellt. „Die vollständige Umstellung erfolgt aufgrund der mittlerweile immer höheren Komplexität der Verteilorganisation“, so Sprecherin Andrea Kübler.  Die Verteilung vor Ort sollen Dienstleister, also auch Anzeigenblattverlage und Tageszeitungsverlage, übernehmen.

Mit dem Schritt entfällt für andere Unternehmen, die bislang die Verteilung der eigenen Prospekte über den „Tip der Woche“ vorgenommen haben, die Möglichkeit, kostengünstig direkt die eigene Zielgruppe zu erreichen. Weiterhin können andere Firmen aber im „Tip der Woche“ Anzeigen schalten: „Die Inhalte der Kundenzeitung bleiben unverändert.“

Im Gespräch mit NEWSROOM betont Sprecherin Kübler, dass die Entscheidung gegen die eigene Verteilung nicht mit dem Mindestlohn, der ab 2017 auch für Zusteller gilt, in Verbindung stehe: „Es wurde vertraglich sichergestellt, dass die Mitarbeiter der externen Dienstleister ab Januar 2015 - soweit anwendbar - entsprechend den Regelungen zum gesetzlichen Mindestlohn bezahlt werden.“

Vor über 30 Jahren war der erste „Tip der Woche“ erschienen, damals noch für einen einzigen „Kaufland“. Damals sorgten 600 Zusteller für den reibungslosen Vertrieb. Das Werbeblatt, deren Redaktion innerhalb des Unternehmens die Kaufland-Werbeabteilung stemmt, wird fast überall am Samstag verteilt. Die Verteilbezirke seien so klein, erklärt Andrea Kübler, dass die Zusteller 17 Euro im Schnitt in der Woche verdienen würden.

Der Aufwand, die Zusteller zu betreuen und auch regelmäßig neue Zusteller zu gewinnen, sei schlichtweg zu groß geworden, so Andrea Kübler zu NEWSROOM. „Diese Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen, war jetzt aber leider notwendig. Wir danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an der erfolgreichen Verteilung des "TIP der Woche“ mitgewirkt haben“, so Andreas Riekötter, Geschäftsführer TIP Werbeverlag.

In einer ersten Stellungnahme hatte ein Verdi-Sprecher erklärt, dass die Gewerkschaft „diese Vernichtung von Arbeitsplätzen nicht stillschweigend hinnehmen“ werde.

Bülend Ürük