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Fernsehpreis 2009: Biolek dürfte ihn wohl annehmen

Alfred Biolek, der für sein Lebenswerk im TV ausgezeichnet wird, wird den Preis im Gegensatz zu Marcel Reich-Ranicki wohl nicht verweigern.

Hamburg/Köln (dpa) - War das ein Aufruhr vor einem Jahr: Als Marcel Reich-Ranicki bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises vom Rednerpult griesgrämig verkündete, er nehme den Preis nicht an, löste er ungläubiges Staunen beim Publikum im Kölner Colosseum aus. Der Ehrenpreis der Stifter fürs Lebenswerk wurde vom größten deutschen Literaturkritiker, der mit dem "Literarischen Quartett" auch im TV Geschichte schrieb, verschmäht, weil ihm die Zeremonie und die Ehrungen zuvor - und überhaupt viele Sachen im TV - einfach nicht schmeckten. Wochenlang wurde eine Qualitätsdebatte über das Medium geführt. Das hatte Reich-Ranicki mit seiner Protestnote geschafft.

Dieses Jahr dürfte alles etwas einfacher werden, hofft die sehr auf ihr Image bedachte Branche, die sich nicht wieder am Zeug flicken lassen will. Der Ehrenpreisträger, der für sein Lebenswerk im TV ausgezeichnet wird, heißt Alfred Biolek, auch durchaus ein Mann kritischer Worte. Aber bislang hat der 75-jährige Talkmaster und Fernsehkoch noch jeden großen Preis angenommen. "Nach vielen, schönen Jahren Arbeit für das Fernsehen freue ich mich, jetzt dafür durch den Deutschen Fernsehpreis geehrt zu werden", verkündete Biolek bereits bei der Bekanntgabe.

Jeder kann Zeuge der Zeremonie werden, denn Sat.1 wird das alljährliche Spektakel, das zum 11. Mal stattfindet, an diesem Samstag zeitversetzt um 20.15 Uhr übertragen. Rund 1400 Ehrengäste, für die 60 Köche und 170 Kellner engagiert wurden, treten die Fahrt nach Köln an. Die Verleihung und die Party verschlingen nach Brancheninformationen rund vier Millionen Euro. ARD, ZDF, RTL und Sat.1 finanzieren den Fernsehpreis, der in diesem Jahr in 19 Kategorien verliehen wird, dazu kommen zwei mit jeweils 15.000 Euro dotierte Förderpreise und der Ehrenpreis. Eine Chance auf die Trophäe, ein Plexiglas-Obelisk, haben Produktionen, die zwischen dem 1. September 2008 und dem 31. August 2009 ausgestrahlt wurden.

Das größte Interesse lösen die Auszeichnungen für die besten Schauspielerinnen und Schauspieler aus. Senta Berger, Anja Kling und Gisela Schneeberger sind genauso wie die Schauspieler Matthias Schweighöfer, Axel Milberg und Josef Hader nominiert. Der Sat.1- Zweiteiler "Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenze" ist in sechs Sparten nominiert und damit einer der großen Favoriten. Mehrere Eisen im Feuer haben auch die Filme "Ein halbes Leben" (ZDF) und "Mogadischu" (ARD) mit jeweils vier Nominierungen sowie "Die Wölfe" (ZDF) mit drei Nominierungen. Auch Spaßmacher Hape Kerkeling darf sich Hoffnungen machen, denn er könnte für seine Figur Horst Schlämmer den Preis in der Kategorie Comedy bekommen.

Im Sendervergleich führt die ARD mit 22 Nennungen, gefolgt von ZDF (15), RTL (6), Sat.1 (4), ProSieben (3), den Dritten Programmen (2) und 3sat (1). Einen Schatten auf die Veranstaltung hat der Fall der vom Norddeutschen Rundfunk gekündigten Fernsehspielchefin Doris J. Heinze geworfen, die selbst unter Pseudonym Drehbücher eingereicht und abkassiert hat. "Wir als Deutscher Fernsehpreis sind davon im Grunde genommen nicht berührt", sagte die Juryvorsitzende Bettina Böttinger. Allerdings: Der ARD-Film "Die Freundin der Tochter" aus der Feder Heinzes ist in der Kategorie Beste Musik nominiert worden.

   Die Jury, bestehend aus Produzenten, Journalisten, Schauspielern und Fernsehschaffenden, entscheidet am Nachmittag der Verleihung über die Vergabe der Preise. Bastian Pastewka und Anke Engelke moderieren in ihren Rollen als Volksmusikstars Wolfgang und Anneliese die Verleihung.