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Mit den Genen der «Zeit» - Christoph Amend über Humor und Konzept beim neuen «Zeitmagazin Leben»

Amend zeichnet für das neue «Zeitmagazin Leben» verantwortlich, das am Donnerstag erstmals erscheint - acht Jahre nach der Einstellung des früheren «Zeit Magazins».

Hamburg (ddp). Christoph Amend (33) zeichnet für das neue «Zeitmagazin Leben» verantwortlich, das am Donnerstag erstmals erscheint - acht Jahre nach der Einstellung des früheren «Zeit Magazins». Mit dem Journalisten sprach ddp-Korrespondentin Christina Denz über das Heft und sein Konzept.

ddp: Herr Amend, Sie haben vom einstigen «SZ»-Supplement «jetzt» über den «Tagesspiegel» zum «Zeit»-Magazin ein gutes Stück Weg zurückgelegt. Ihre Leser dürften um einiges älter geworden sein?

Amend: Ich bin ja auch älter geworden. Ich war Anfang 20, als ich bei «jetzt» gearbeitet habe, dessen Leser in meinem eigenem Alter waren. Mit 24 bin ich zum «Tagesspiegel» gewechselt, der das breite Leserspektrum einer Tageszeitung hat, später zur «Zeit» mit einer ähnlichen Altersstruktur. Das war und ist eine lehrreiche Erfahrung, im Zweifel eher etwas mehr zu erklären als zu wenig, weil man nicht bei allen Leser auf allen Gebieten den gleichen Wissensstand erwarten sollte - gerade wenn man sie ernst nimmt. Gleichzeitig verstehen wir das «Zeitmagazin Leben» als eine Art Einstiegsdroge für jüngere und für weibliche Leser, aber eben nicht ausschließlich für diese Lesergruppen. Meine Freundin ist Mitte 20, meine Mutter Anfang 50 und mein Vater Anfang 60. Unser Magazin ist erst dann gut gemischt, wenn sie alle gerne darin lesen.

ddp: Wie wird sich das «Zeitmagazin Leben» vom «SZ-Magazin» unterscheiden?

Amend: Das «Zeitmagazin» entstand aus dem etablierten «Zeit»-Ressort «Leben». Die Wochenzeitung «Die Zeit» wird nur mit dem Magazin komplett sein, es ist kein Supplement im bisher gewohnten Sinn. Wir haben eine tragende Funktion für das Themenspektrum der Zeitung - wir erscheinen lediglich in einem anderen Format.

ddp: Wie aktuell, wie politisch, wie meinungsstark wird das «Zeitmagazin» werden?

Amend: Wir werden natürlich politische und gesellschaftspolitische Themen aufgreifen. Wir setzen auf große, auch investigative Reportagen, auf Interviews, Porträts und Essays. Politischer Journalismus liegt zentral in den Genen der «Zeit», und diese Gene trägt auch das Magazin in sich.

ddp: Wie umfangreich wird das Magazin?

Amend: Jede Woche haben wir 60 Seiten im «Stern»-Format. Damit gibt es Platz für große Geschichten. Der erste Teil und das dritte Drittel des Hefts sind rubriziert. Dazwischen haben wir 25 bis 30 Seiten zur freien Gestaltung, mit denen wir Opulenz ausstrahlen wollen. Unsere Geschichten sollen gleichermaßen unterhalten und Orientierung bieten. Wir möchten auch optisch eine gewisse Selbstverständlichkeit und Ruhe ausstrahlen - auch durch eine klare Leserführung, die wirklich zum Lesen und nicht nur zum Blättern verführt.

ddp: Das klingt, als hätten Witz und Ironie nicht viel Platz?

Amend: Oh doch, wir werden die Welt immer wieder mit Humor betrachten. Wir werden deshalb jede Woche ein kleines, feines Satireformat im Heft haben, in dem wir uns mit einem gewissen Augenzwinkern den Menschen widmen, die unsere Zeit prägen. Darauf freue ich mich schon sehr.

ddp: Wie kamen es überhaupt zu der Entscheidung?

Amend: Die Entscheidung basiert auf den Entwicklungen der vergangenen Jahre. Die Auflage der «Zeit» steigt kontinuierlich, vor allem, weil wir mehr weibliche und mehr jüngere Leser gewonnen haben. Diesen Weg wollen wir nun weitergehen. Jüngeren und weiblichen Lesern ist das Format Magazin emotional einfach näher als das große Zeitungsformat.