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Angst vor KI: Finanzierung von Qualitätsjournalismus gefährdet

Angst vor KI: Finanzierung von Qualitätsjournalismus gefährdet (Illu: djv)

Wer schützt journalistische Medieninhalte vor unerlaubter Nutzung durch KI?

Berlin – Die Vorsitzende des Ausschusses für Digitales im Deutschen Bundestag, Tabea Rößner (Bündnis 90/Die Grünen), plädierte in der Podiumsdiskussion der Reihe „Don’t Disrupt Democracy“ für eine dringende Modernisierung des Urheberrechts auf EU-Ebene. Sie warnte, dass Journalismus sich sonst künftig noch weniger finanzieren könne und KI nur noch aus sich selbst schöpfen würde, was die Vielfalt an Ausdrucksformen und Meinungen sowie die Demokratie gefährden würde.

 

Auch der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Mika Beuster, sprach sich für eine stärkere Regulierung aus. Er betonte, dass KI zwar ein wertvolles Werkzeug für Journalisten sein könne, ohne überzeugende Regulierung jedoch die Gefahr einer Flutwelle von Fakenews drohe, die demokratische Gesellschaften weiter spalten und die wirtschaftliche Grundlage des Journalismus untergraben würde.

 

Professor Tobias Friedrich vom Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam beschrieb die Verbreitung von KI-generierten Nachrichten als problematisch. Er warnte, dass ungeprüfte Informationen in sozialen Medien fundierte Berichterstattung verdrängen und die Finanzierung von Qualitätsjournalismus bedrohen könnten, was eine gefährliche Entwicklung für die Demokratie darstelle.

 

Christine Jury-Fischer, Geschäftsführerin von Corint Media, betonte die Bedeutung des Schutzes geistigen Eigentums für die Innovations- und Wirtschaftsnation Deutschland sowie die Europäische Union. Sie forderte einen fairen Interessensausgleich zwischen der Digitalwirtschaft und der Kultur- und Kreativwirtschaft.

 

Evaluierung der DSM-Richtlinie nötig

Die Diskussionsteilnehmer forderten, die Evaluierung der DSM-Richtlinie vorzuziehen. Laut Gesetzestext muss dem EU-Parlament bis spätestens 7. Juni 2026 ein Bericht über die Wirksamkeit der Richtlinie vorgelegt werden. Eine Nachschärfung könnte Maßnahmen zum Schutz von Inhalten ermöglichen.

 

Eine von Corint Media beauftragte Forsa-Umfrage ergab, dass 43 Prozent der Befragten die zunehmende Verbreitung von KI mit großen oder sehr großen Sorgen betrachten. Nur 17 Prozent äußerten keine Besorgnis. 94 Prozent der Befragten forderten, dass Nachrichten, die vollständig durch KI erstellt wurden, als solche gekennzeichnet werden sollten.

 

Zehn Grundregeln für Künstliche Intelligenz im Journalismus

Der Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) hat eine Charta zur Künstlichen Intelligenz unterzeichnet: Die Charta stellt 10 Grundregeln zu KI und Journalismus auf, die für Medienunternehmen und Medienschaffende verbindlich werden sollen.

 

„Wir setzen uns für eine globale Zusammenarbeit ein, um sicherzustellen, dass KI die Menschenrechte, den Frieden und die Demokratie wahrt und mit unseren gemeinsamen Bestrebungen und Werten in Einklang steht“, heißt es in der Präambel. Und weiter: „KI-Systeme haben das Potenzial, die globale Informationslandschaft zu revolutionieren, je nachdem, wie sie konzipiert, gesteuert und angewendet werden.“ Die Charta stellt klar, dass Medienunternehmen immer für die Inhalte verantwortlich sind. Der Journalismus wird verpflichtet, „eine klare Trennlinie zwischen authentischen und synthetischen Inhalten“ zu ziehen.