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Forderung nach Nachrichtenkanal − ARD: Können schnell reagieren

Soziale Medien beschleunigen den Informationsfluss. Aber was ist Gerücht, was ist Fake, was ist wahr? ARD und ZDF könnten helfen, meint ein früherer Intendant.

Berlin (dpa) − Nach den dramatischen Ereignissen der vergangenen Wochen wird der Ruf nach einem Nachrichtenkanal von ARD und ZDF lauter. Der Gründungsintendant des Deutschlandradios, Ernst Elitz, forderte ein Nachrichtenangebot der öffentlich-rechtlichen Sender rund um die Uhr. „Hier mal einen „Brennpunkt“, da eine verlängerte „Tagesschau“ und eine schnell eingeschobene Sonder-TT-Sendung sind nur hilflose Reaktionen auf die aktuellen Ereignisse“, sagte Elitz (75) der dpa in Berlin. Damit würden die öffentlich-rechtlichen Sender den journalistischen Qualitätsansprüchen angesichts der Krisenlage nicht gerecht. 


Kai Gniffke, Chef von ARD-aktuell, widersprach der Darstellung. Die ARD habe bereits mit dem Digitalkanal Tagesschau24 die Möglichkeit, wie etwa beim Amoklauf von München, schnell auf überraschende Ereignisse zu reagieren. Dabei achte man darauf, ethische und journalistische Standards bei der Bild- und Informationsauswahl einzuhalten und dass den Korrespondenten ausreichend Luft zur Recherche bleibt, sagte Gniffke (55) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

 

Elitz (75) sagte, statt dreier Infokanäle − ZDF info, Phoenix und Tagesschau24 − müssten die Sender einen gemeinsamen Nachrichtenkanal aufbauen, der den digitalen Herausforderungen der Nachrichtenflut gerecht werde. Auch Ulrich Deppendorf (66), früherer Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, und der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen (78) hatten sich für ein solches Programm ausgesprochen. Für die Einführung eines öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanals müssten allerdings die Medienstaatsverträge der Länder geändert werden.

 

Ob zu den Ereignissen in Nizza, Würzburg oder München − angesichts dramatischer Entwicklungen griffen Zuschauer immer öfter auf das Internet zurück, sagt Elitz. „Sie warten nicht, bis die ARD und ZDF eine aktuelle Sendung in ihr Sendeschema pressen, sie suchen die Infos sofort in den sozialen Netzwerken, und sie verfolgen die Ereignisse im Netz parallel zum Fernsehen.“ Der „second screen“ sei schneller als das Fernsehprogramm, aber habe entscheidenden Nachteil: „Er ist nicht verlässlich.“

 

Hier müsse das öffentlich-rechtlich Fernsehen aufklären. „Je mehr Zuschauer die Ereignisberichterstattung aus teilweise ominösen Quellen im Netz verfolgen, desto zwingender ist eine aktuelle Analyse der dort laufenden Informationen auf Glaubwürdigkeit und Plausibilität“, sagte Elitz. Es ist wichtig, die Zuschauer sofort über Trends und Fehlleistungen der sozialen Netzwerke zu informieren.

Sich im nach hinein über Horrormeldungen und Fakes aufzuregen, wie es sie auch in den letzten Tagen haufenweise gegeben habe, sei nutzlos. „Es wäre die Aufgabe eines modernen Nachrichtenkanals, sie durch Beobachtung der sozialen Netzwerke sofort zu entlarven, bevor sie sich verselbstständigen und Unheil anrichten“, sagte Elitz, der an der Freien Universität Berlin Kultur- und Medienmanagement lehrt. Der Journalist und früherer Moderator des „heute-journals“ war von 1994 bis 2009 Intendant des Deutschlandradios.

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