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Vom Anchorman zum Weltreisenden: Wolf von Lojewski wird 70

Vor vier Jahren verabschiedete sich Wolf von Lojewski vom Moderatorensessel des ZDF-«heute journals».

Mainz (dpa) - Er war allabendlich der Mann für das aktuelle Geschehen, der im Fernsehen die Welt zu erklären vermochte. Vor vier Jahren verabschiedete sich Wolf von Lojewski vom Moderatorensessel des ZDF-«heute journals». Seine Leidenschaft für Nachrichten hat er nicht verloren - auch wenn er für eines seiner Hobbys eher mittelalterliche Texte im Blick hat. Wohlsortiert in einer Holzkladde sammelt der Journalist einzelne Buchseiten der «Schedelschen Weltchronik» aus dem 15. Jahrhundert. 125 der insgesamt knapp 300 Seiten des wertvollen Werkes hat er bereits zusammengetragen. «Ich habe mal ausgerechnet, dass ich 125 Jahre alt werden muss, bis das Buch wieder komplett ist», sagt von Lojewski mit einem Augenzwinkern. Am kommenden Mittwoch (4. Juli) feiert der Journalist seinen 70. Geburtstag.

Von Lojewski wird in Berlin geboren und wächst auf einem Gut im ostpreußischen Masuren auf. Während seines Jurastudiums in Kiel sammelt er erste journalistische Erfahrungen bei der Studentenzeitung «Die Skizze», bevor seine berufliche Karriere als Reporter bei den «Kieler Nachrichten» beginnt. Anfang der 70er Jahre geht er als ARD- Auslandsreporter nach Washington, reist viel im Tross des Weißen Hauses und berichtet unter anderem über die Watergate-Affäre. Von 1979 an moderiert er drei Jahre lang die Tagesthemen, bevor er Leiter des Londoner ARD-Studios wird.

Anschließend geht von Lojewski 1987 erneut nach Washington und wechselt 1992 schließlich als Leiter des «heute journals» zum ZDF, wo er das Aushängeschild des Senders elf Jahre lang prägt. Nach seinem Abschied vom aktuellen Geschäft moderiert er zwei Jahre lang das Magazin «Abenteuer Wissen». Für ausführliche ZDF-Reportagen reist er nach Masuren, Australien und Namibia. Die nächste Fahrt sei bereits geplant, sagt von Lojewski. Wohin die Reise in diesem Sommer geht, verrät er jedoch nicht.

Zum Beruf des Journalisten habe es für ihn keine Alternative gegeben, sagt von Lojewski. In einem Interview mit dem Magazin «Stern» habe er auf diese Frage mal geantwortet «Entweder Surflehrer auf Kos oder Intendant des Bayerischen Rundfunks», erzählt er. «Wenige Wochen später kam ein Brief von einer Surfschule, ich könne sofort anfangen. Vom Bayerischen Rundfunk habe ich allerdings nie etwas gehört.» Schon als Kind habe von Lojewski davon geträumt, umherzureisen und die Welt kennen zu lernen. «Ich wuchs relativ einsam auf einem Hof in Masuren auf, mit wenigen anderen Kindern und kaum Abwechslung.» Schon damals schien ihm der Beruf des Journalisten am besten geeignet, dieser Einsamkeit zu entfliehen.

Seit mehr als zehn Jahren lebt von Lojewski mit seiner Frau Ute in einem kleinen Taunusort nahe Wiesbaden. Von der großzügigen Terrasse des Bungalows aus lässt sich der Rhein erahnen, dahinter kann der Blick bis zu den rheinhessischen Weinbergen auf der Mainzer Seite schweifen. Nach den vielen Umzügen und beruflichen Reisen in seinem Leben ist er froh, inzwischen wieder mehr über seine Zeit verfügen zu können. Zu seinen Hobbys zählt heute - neben der Liebe zu alten Büchern und Kunst - vor allem der Golfsport. Früher sei er im Urlaub auch viel gesurft, sagt von Lojewski. Das letzte Mal habe er jedoch vor zwei Jahren auf dem Brett gestanden: «Wenn man eines vom Alter sagen kann: Du wirst nicht besser im Windsurfen.»