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Dirk Michael Herrmann: "Pressemitteilungen werden überschätzt"

Pressestellen müssen die Abläufe in einer tagesaktuellen Redaktion kennen, fordert Dirk Michael Herrmann.

Erfurt - Zehn Jahre arbeitete Dirk Michael Herrmann unter anderem als Chef vom Dienst und Ressortleiter Politik bei der „Bild“. 2012 wechselte er als Kampagnensprecher zu Ministerpräsident David McAllister. Seit Juli dieses Jahres leitet er die Pressestelle der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag.

Aus welchen Gründen haben Sie die Seite gewechselt?

 

Dirk Michael Herrmann.

 

Dirk Michael Herrmann: Näher dran sein an der Politik und den Entscheidern hinter den Entscheidungen. Du kannst ein noch so guter Reporter sein – manche Dinge erfährst du nie. Und das sind die spannenden.

Hatten Sie als Journalist Vorurteile gegenüber der PR?

Dirk Michael Herrmann: Mit Pressestellen zu tun zu haben, die keinen blassen Schimmer von den Abläufen in einer tagesaktuellen Redaktion haben, ist leider kein Vorurteil.

Inwiefern profitieren Sie von Ihren Erfahrungen? Woran mussten Sie sich erst gewöhnen?

Dirk Michael Herrmann: Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Praxis: Pressemitteilungen sind als Mittel der Kommunikation überschätzt.

Wo sehen Sie Fallstricke für ehemalige Journalisten?

Dirk Michael Herrmann: Vom Selbstverständnis bleibt man immer Journalist, hält den Kontakt zu den ehemaligen Kollegen. Mitunter muss man sich auch im vertraulichen Gespräch mal auf die Lippen beißen.

Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages zurückzuwechseln?

Dirk Michael Herrmann: Was noch vor Jahren undenkbar war, ist mittlerweile möglich. Die Durchlässigkeit zwischen Journalismus und PR wird sich weiter erhöhen.

Die Fragen an Dirk Michael Herrmann stellte Anne Hünninghaus.

Unsere Gastautorin: Anne Hünninghaus ist seit Juni 2013 Volontärin beim Magazin „pressesprecher“. Dort ist das Interview auch zuerst erschienen. Der "Wirtschaftsjournalist", Schwesterblatt von NEWSROOM, hat in seiner aktuellen Ausgabe die "Pressesprecher des Jahres" gekürt. Deutschlands bester Pressesprecher ist mit Daimler-Kommunikationschef Jörg Howe übrigens ein gelernter Journalist.

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