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"Aller Unfug ist schwer": Frankenfeld wurde zur Showmaster-Legende

Er trug eine großkarierte Jacke, suchte sich Kandidaten per Flugscheibe aus und hatte Witz und Charme - das Publikum liebte ihn: Peter Frankenfeld war ein Mann der ersten Stunde im deutschen Fernsehen und wurde zum legendären Entertainer. Dorit Koch und Carsten Rave über einen außergewöhnlichen Fernsehmacher.

Hamburg (dpa) - Ob Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Stefan Raab oder Markus Lanz auch mal eine Schüssel mit angebranntem Essen von ihren Zuschauern geschickt bekommen haben? Peter Frankenfeld soll es passiert sein. "Eine Hausfrau hat sie eingesandt: So sehr fesselte sie die letzte Sendung an den Bildschirm, daß derweil das Abendessen anbrannte", schrieb der "Spiegel" 1955. Da war Frankenfeld schon ein Star im deutschen TV. Das Fernsehen wurde zum Massenmedium - und Frankenfeld zum Entertainer, der die Nation vor den Bildschirmen vereinte. Selbst als die ARD mehr als 30 Jahre nach seinem Tod in einer Umfrage den beliebtesten Showmaster der Deutschen suchte, landete der Mann, dessen Markenzeichen lange die großkarierte Jacke war, noch immer in den Top Ten.

Frankenfeld, der am 31. Mai vor einhundert Jahren geboren wurde, gehörte neben Hans-Joachim Kulenkampff und Hans Rosenthal zu den Pionieren der deutschen Fernsehunterhaltung. Der Berliner, der mit seiner späteren Ehefrau - Schauspielerin und Sängerin Lonny Kellner - ab Anfang der 50er Jahre zunächst in Hamburg, dann im benachbarten Wedel lebte, hatte Witz, war charmant, konnte zaubern und beherrschte fast jeden Dialekt. Frankenfeld war nicht nur bereits einen Tag nach dem offiziellen Start des deutschen Fernsehens mit "Eine nette Bescherung" am 26. Dezember 1952 auf Sendung - sein Name steht für viele Urkonzepte des Pantoffelkinos, seine Shows wurden noch Jahre später immer wieder kopiert.

"Er schrieb Tausende Sendungen für Radio und Fernsehen, und die witzigen Sketche gleich dazu", schrieb Adoptivsohn Thomas Frankenfeld mal im "Hamburger Abendblatt", wo er als Chefautor arbeitet. "Comedy-Shows, Talent-Shows, Unterhaltungs-Shows mit Spielrunden - es gibt kaum eine Sendeform im Unterhaltungsfernsehen, die nicht auf ihn zurückgeht", betonte er anlässlich eines Films über seinen Vater in der ARD-Reihe "Legenden" (2009). "Es war eine Zeit ohne Video, DVDs, Internet und zahllose Sender zur Auswahl - und Frankenfeld als größter Fernsehstar dieser Zeit war derart berühmt, dass man heute schon Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Dieter Bohlen in eine Person zusammenfassen müsste, um halbwegs einen Begriff davon zu bekommen."

"Aller Unfug ist schwer" lautete nicht nur der Titel einer seiner Sendungen, sondern auch sein Lebensmotto, wie es auf der offiziellen Frankenfeld-Internetseite heißt. Er konzipierte Shows, schrieb Gags, holte sich Ideen aus Amerika. Schon früh hatte Frankenfeld Wichtiges für sein Handwerk gelernt: Bevor das Fernsehen den Siegeszug im Nachkriegsdeutschland antrat, schulte er, der als Jugendlicher das Elternhaus verließ, sich als Zauberer in einem Wanderzirkus, später als Conférencier, Tänzer und Kabarettist. Frankenfeld, der als Willi Julius August Frankenfeldt getauft wurde, geriet im Zweiten Weltkrieg in amerikanische Gefangenschaft, wo sein komisches Talent erkannt und er als Unterhalter eingesetzt wurde.

Nach dem Krieg machte Frankenfeld zunächst im Hörfunk Karriere, bevor er Fernsehgeschichte schrieb. Im Radio feierte er etwa mit der ersten Telefonstreich-Reihe "Valsch Ferbunden" Erfolge. Die Liste der TV-Sendungen reicht von "Wer will, der kann", "1:0 für Sie", "Toi-Toi -Toi", "Und Ihr Steckenpferd?", "Televisitationen", "Sie und Er im Kreuzverhör" bis hin zu "Musik ist Trumpf". Bevor er mit letzterem Format 1975 startete, hatte ihn das ZDF, zu dem er inzwischen gewechselt war, für einige Zeit aussortiert - trotz seines großen Erfolges mit "Vergißmeinnicht" (1964-1970).

Was es Frankenfeld - abgesehen von Ideen und Fähigkeiten - leicht machte, Erfolg zu haben: Zunächst gab es mit dem ARD-Programm nur einen bundesweiten Kanal, das ZDF kam erst in den 60er Jahren dazu. Kaum Konkurrenz also, so dass zweistellige Millionenzahlen als Einschaltquoten an der Tagesordnung waren. Außerdem hatte er Zeit, er konnte die Sendungen gestalten, wie er wollte. Heute werden Moderatoren in Formate gepresst, in denen sie viele Regeln zu beachten haben. Was Frankenfeld gleichfalls zugute kam: Der Faktor Kosten spielte im gebührenfinanzierten Fernsehen der sechziger und siebziger Jahre nur eine untergeordnete Rolle.

Auf der Frankenfeld-Internetseite wird Entertainer Rudi Carrell (1934-2006) über den 1979 gestorbenen Showmaster zitiert: "Wie schön wäre es, wenn Peter Frankenfeld ein Testament mit folgendem Inhalt gemacht hätte: Zufließen sollen 1. den Präsentatoren meine Persönlichkeit, 2. den Komikern mein Timing, 3. den Showmastern mein Improvisationstalent, 4. den Textern mein Glaube ans Publikum, 5. den Quizmastern mein Umgang mit Menschen, 6. den Komikern meine hundert Typen und Dialekte und allen neuen Showtalenten mein Imitationstalent, Zaubertricks und pantomimische Begabung...Aber leider hat er all seine Fähigkeiten mit ins Grab genommen...."

Dorit Koch, Carsten Rave