Journalistenpreise
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Grimme Online Awards: Info-Tiefe und Fake-News-Gegengewicht

Acht Medienangebote im Internet können sich mit dem begehrten Grimme Online Award 2024 schmücken. Zudem wurden ein Sonderpreis Künstliche Intelligenz und ein Publikumspreis bei einer Gala überreicht.

Marl (dpa) − Acht Medienangebote im Internet sind in diesem Jahr mit dem begehrten Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Bei der Gala im nordrhein-westfälischen Marl ging der GOA 2024 in der Kategorie Information an „Europäische Waffen, amerikanische Opfer“ von „Tagesspiegel“ und „ZDF Magazin Royale“. Darin werde die Bedeutung europäischer Waffenkonzerne für den Waffenmarkt in den USA gezeigt, wo jährlich mehr als 40.000 Todesopfer durch Schusswaffen zu beklagen seien. Auch die Podcast-Reihe „Systemeinstellungen“ von netzpolitik.org über Menschen, die unvermittelt ins Visier des Staates geraten, überzeugte. 

 

Relevanz, Tiefe und vorbildliche Gestaltung 

Die Auszeichnungen wurden am Mittwochabend laut Grimme-Institut allesamt für „publizistische Relevanz und Informationstiefe“ verliehen. Die Jury lenke den Blick auf das, „was relevant, berührend und kritisch ist und am Ende auch unserer Demokratie dienlich, die immer digitaler wird“. Der Schwerpunkt habe auf historischen Themen gelegen und ihrer Bedeutung in einer Zeit, „in der Gesellschaft und Öffentlichkeit zunehmend von Populismus und menschenfeindlichen Tendenzen geprägt werden.“

 

Einen GOA in der Kategorie Wissen und Bildung bekam das Kooperationsprojekt „#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen“. Es zeige eindrucksvoll, „wie die Gräueltaten der NS-Zeit durch sorgfältige Forschung und akkurate Aufarbeitung sichtbar gemacht werden können.“ Susanne Siegert erhielt eine Trophäe für ihren TikTok-Kanal „keine.erinnerungskultur“, in dem sie über NS-Verbrechen aufkläre und ein Gegengewicht zu Fake News und Hetze aufbaue. Ebenfalls in der Rubrik Wissen erhielt zudem der Macher des Instagram-Kanals „Robinga Schnögelrögel“, der Hobbygärtner und „Plantfluencer“ Robin König, einen GOA. 

 

In der Kategorie Kultur und Unterhaltung wurden das Online-Archiv des Satire-Magazins „Het Onderwater-Cabaret“ sowie „Library of Lost Books“ über die Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und ihrer geraubten Bücher geehrt. Eine Auszeichnung (Kategorie Spezial) ging an den Bayerischen Rundfunk für die „Data Broker Files“ − zusammen mit dem Medium netzpolitik.org, das damit zwei Preise bekam. 

 

Mit dem erstmals vergebenen Sonderpreis Künstliche Intelligenz ehrte die Jury den Podcast „In 5 Tagen Mord − die Krimi-Challenge mit KI“ des Bayerischen Rundfunks (BR 2). NRW-Medienminister Nathanael Liminski hob laut Mitteilung hervor, dass dort ethische Fragen thematisiert würden − etwa, ob man die Stimme eines Toten nutzen dürfe. Über den Publikumspreis konnte sich Tahsim Durgun freuen, für Comedy etwa im Tok-Kanal @tahdur.

 

Renommierte Preisvergabe stand zunächst auf der Kippe

In diesem Jahr waren zuvor 27 Medienangebote im Internet nominiert worden. Der undotierte GOA gilt als wichtigste Auszeichnung für herausragende Online-Publizistik in Deutschland. In diesem Jahr drohte die Preisverleihung wegen großer Finanzlöcher beim Grimme-Institut zunächst auszufallen. Die Preisgala fand aus Kostengründen zum ersten Mal im Stammhaus in Marl statt − und nicht wie zuvor in Köln.