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Wie Medienprofis auch schwierige Phasen gut überstehen

Wie Medienprofis auch schwierige Phasen gut überstehen Attila Albert

Erschöpft von den Veränderungen der Branche, der dramatischen Weltlage und persönlichen Herausforderungen: Viele Medienprofis schließen das Jahr erschöpft und wenig motiviert ab. Karrierecoach Attila Albert sagt, was wieder neue Kraft gibt und wann Veränderungen sinnvoll sind.

Berlin – „Ich habe 2024 überlebt. Nicht mehr, nicht weniger.‟ So begann auf LinkedIn einer der ersten persönlichen Rückblicke auf das Jahr, das in sechseinhalb Wochen zu Ende geht. Zwischen den Herausforderungen der Medienbranche – verändertes Nutzerverhalten, Einbrüche bei den Anzeigenverkäufen –, der dramatischen Weltlage und persönlichen Herausforderungen fiel es vielen Medienprofis schwer, noch motiviert zu bleiben. Allerdings gehören schwierige Phasen zum Leben und können sich jahrelang hinziehen. Daher ist es wichtig, mit ihnen umgehen zu können und sein Leben trotzdem bewusst zu gestalten.

 

Gerade in schwierigen Phasen – wenn alles stagniert, vieles gar nicht funktioniert oder sogar scheitert – braucht es die Fähigkeit, motiviert zu bleiben. Seine aktuelle Arbeit gerade deswegen besser als bisher zu erledigen, also erfolgreicher zu werden – oder sich endlich dazu zu entschließen, das Notwendige dafür zu tun, dass sich die eigenen Umstände verbessern. Selbstverständlich braucht es dafür nicht ständigen Aktionismus, manches Problem kann man durchaus einfach „aussitzen‟. Aber in bestimmten Abständen empfiehlt sich – im eigenen Interesse – mehr Einsatz. Dazu heute einige Gedanken.

 

Kurzfristig: Vom Jobfrust ablenken

Bei kurzfristigen Phasen der Demotivation darf man sich ohne schlechtes Gewissen einfach ein wenig ablenken: Nur das Nötigste tun, sich auf den nächsten Wochenendausflug oder Urlaub freuen, Überstunden vermeiden und mehr Zeit mit der Familie verbringen; Freunde treffen, zum Sport gehen, vielleicht einen Kurs besuchen. All das schafft Abstand zum Job – und mancher Konflikt, manches Problem verliert schon dadurch an Bedeutung. Man kann sich wieder erholen und gedanklich ordnen, ohne dass das viel Mühe kosten würde.

 

Gelöst ist damit allerdings noch nichts. Daher empfiehlt sich diese Strategie höchstens für einige Monate bis maximal ein Jahr. Sie sollte nicht zum Dauerzustand werden. Es rächt sich langfristig, bestehende Probleme immer nur zu verdrängen und sich abzulenken. Spätestens nach der genannten Zeitspanne sollte man daher die Ursachen der eigenen Unzufriedenheit analysieren und angehen, eventuell mit professioneller Hilfe. Das erfordert neue eigene Prioritäten, z. B. statt des nächsten Urlaubs eine Weiterbildung zu buchen.

 

Mittelfristig: Aktiv den Wechsel angehen
Wer bereits mehrere Jahre nicht mehr motiviert ist, hätte schon längst intern oder extern wechseln sollen, hat es aber nicht getan. Die Gründe dafür sind individuell unterschiedlich: Übergroße Angst vor Veränderungen, die immer auch ihre Risiken (z. B. neue Probezeit) haben; Perfektionismus, also die Suche nach einer idealen neuen Stelle, die es nur nicht gibt; mangelnde Entschlusskraft, Bequemlichkeit. All das ist verständlich, führt auf Dauer aber zu beruflicher und persönlicher Stagnation und bald zu einem Zurückbleiben.

 

Wer berufstätig ist, und das ist zumindest gesetzlich bis zum 67. Lebensjahr der Fall, muss sich immer wieder einmal hinterfragen und neu positionieren, um gefragt zu bleiben. Dafür ist eine Veränderung spätestens alle drei bis fünf Jahre sinnvoll. Das kann ein neues Aufgaben- oder Themengebiet im aktuellen Team sein, ein Wechsel in einen anderen Bereich oder zu einem neuen Arbeitgeber. Wichtigster Schritt hierfür: Branchenkontakte ausbauen und pflegen, um Trends und berufliche Chancen mitzubekommen.

 

Langfristig: Neue Lebensplanung
Wer schon mehrmals die Stelle oder sogar den Arbeitgeber gewechselt hat, aber immer wieder unzufrieden ist, braucht eine grundlegende Veränderung. Das ist insbesondere der Fall, wenn Sie sich immer wieder in der gleichen Situationen wiederfinden. Dann sollten Sie Ihre generelle Lebensplanung überdenken und mutiger werden. Wer z. B. immer wieder Konflikte mit seinem Chef hat oder sich im Job langweilt, könnte ambitioniertere Bewerbungen auf Führungspositionen oder den Wechsel in die Selbstständigkeit angehen.

 

Dabei geht es einerseits daran, den bestehenden Rahmen des eigenen Lebens (berufliche Ziele, Arbeitsinhalte, Wohnort, Aufgabenteilung in der Beziehung) zu erweitern, andererseits darum, mutiger und konsequenter zu handeln. Alle sieben bis zehn Jahre empfiehlt sich solch eine generelle Standort- und Zielbestimmung. „Will ich das so überhaupt noch?‟, ist dabei die erste Frage, die man mit Unterstützung (z. B. Mentor, Karriereberater, Coach) angehen kann, gefolgt von: „Was soll bleiben, wie es ist, was künftig anders werden?‟

 

Nur die wenigsten Medienprofis riskieren drastische Veränderungen. Zu unserer Mentalität gehören ein hohes Sicherheitsbedürfnis und eine gewisse Konformität, also die starke Orientierung an den Ansichten und Entscheidungen anderer. Daher sind schrittweise Wechsel meist das bevorzugte Vorgehen, etwa das Bewerben aus einer bestehenden Festanstellung heraus (statt vorherige Kündigung) oder der Aufbau einer Selbstständigkeit zunächst nur im Nebenberuf (statt vollem Risiko). Entscheidend ist dabei aber immer ein aufregendes, interessantes Ziel: Dann nimmt man auch die Mühen und manche Gefahren auf sich, um es zu erreichen.

 

Zur vergangenen Kolumne: Warum Langzeit-Angestellte den Wechsel scheuen

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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