Jobs
Newsroom

Was Medienprofis tun können, damit die Arbeit wieder spannend wird

Was Medienprofis tun können, damit die Arbeit wieder spannend wird Attila Albert

Nach einigen Jahren wird fast jeder Job zur Routine. Aber deswegen muss man nicht immer gleich den Arbeitgeber wechseln. Karrierecoach Attila Albert sagt, weshalb berufliche Langeweile manchmal sogar hilfreich ist und was Medienprofis tun können, damit es wieder interessant wird.

Berlin – Morgens an den Schreibtisch kommen, die Kollegen begrüßen, den Computer anschalten. Zwar weiß man nie, was die Nachrichtenlage heute bringen wird und welche E-Mails diesmal auf eine Antwort warten, aber im Grunde ist es dasselbe wie immer. Wer einige Jahre die gleiche Tätigkeit ausgeübt hat, der hat einfach eine gewisse Routine. Das ist ein zwiespältiger Zustand: Routine verschafft professionelle Sicherheit und Ruhe, sorgt auf Dauer aber auch für Langeweile und Ermüdung. Wann ist ein Routine-Job trotzdem hilfreich und wann braucht es eine neue Herausforderung? Mehr dazu in dieser Kolumne.

 

Wie merke ich, dass mein Job nur noch Routine ist?
Wenn Ihr Job vor allem Routine ist, merken Sie es daran, dass Sie ihn selbstsicher und gelassen ausüben (auch wenn das durchaus mit hohem Zeit- und Erfolgsdruck verbunden sein kann). Sie kennen die Aufgaben, Abläufe und Beteiligten, wenig kann Sie noch überraschen. Das führt langfristig aber unweigerlich zu Langeweile und sinkendem Engagement. Sie haben das ja alles bereits hundertfach erlebt und werden nicht mehr herausgefordert. So freuen Sie sich kaum noch auf die Arbeit, sondern eher auf den nächsten Urlaub.

 

Was steckt hinter Routine im Job?
Ihre Lernkurve ist abgeflacht, möglicherweise schon vor langem. Sie wiederholen nun vor allem, was Sie bereits wissen und können, und das ist auf Dauer öde und ermüdend. Der Grund liegt meist darin, dass Ihnen keine neuen, anspruchsvolleren Aufgaben – in der aktuellen Stelle oder mit einer Beförderung verbunden – zugewiesen oder gestattet werden. Haben Sie gerade erst gewechselt, waren Ihre Aufgaben von Anfang an inhaltlich zu wenig anspruchsvoll. Möglicherweise ist die Stelle selbst für Sie hierarchisch zu tief angesiedelt.

 

Ist es schlimm, wenn ein Job nur noch Routine ist?
Nein. Es gibt immer wieder Lebensphasen, in denen es sogar hilfreich ist, wenn man beruflich unterfordert wird. Das gilt etwa für Zeiten privater Umbrüche (z. B. Umzug, Heirat, Familiengründung), bei eigenen Projekten neben der Arbeit (z. B. Weiterbildung, nebenberufliche Selbstständigkeit) oder bei gesundheitlichen Herausforderungen (z. B. eigene Erkrankung, Pflege von Angehörigen). Dann lässt einem eine Haupttätigkeit, die weitgehend nur Routine ist, mehr Zeit und Kraft dafür und schützt vor Überlastung.

 

Wie durchbreche ich die berufliche Langeweile?
Zeitweise können private Aktivitäten (z. B. Beziehungspflege, Hobbys, Urlaub) einen guten Ausgleich darstellen. Aber nach mehr als einem Jahr beruflicher Unterforderung sollten Sie die Ursache angehen, sich also um anspruchsvollere, interessantere Aufgaben bemühen. Zuerst können Sie Vorschläge für Ihre aktuelle Stelle machen, also selbst neue Aufgabengebiete oder Projektideen einbringen. Geht Ihr Vorgesetzten nicht darauf ein oder ist das betrieblich nicht möglich, sollten Sie mittelfristig intern oder extern wechseln.

 

Wird nicht jeder Job einmal zur Routine?
Das hat weniger mit der aktuellen Stelle als mit dem Arbeitgeber zu tun. Jeder Job wird für sich einmal zur Routine. Im ersten Jahr fordert er Sie vielleicht noch heraus und Sie müssen sich erst einarbeiten, im zweiten Jahr beherrschen Sie ihn und genießen das, ab dem dritten Jahr aber wiederholt sich alles. Ein vorausschauender Arbeitgeber ist darauf vorbereitet und findet neue Aufgabengebiete für Sie (z. B. durch Mitarbeit in Projektgruppen, interne Rotation, Beförderung). Geschieht das nicht, müssen Sie selbst aktiv werden.

 

Ist eine Weiterbildung gegen zu viel Routine sinnvoll?
Eine Weiterbildung empfiehlt sich, wenn sie nicht nur der Zerstreuung und Ablenkung dient („Ich finde das Thema interessant‟), sondern ein konkretes Ziel hat. Nur dann zahlt sich die zeitliche, finanzielle und kräftemäßige Investition sicher aus. Ansonsten ist das Risiko hoch, dass Sie nach Abschluss trotzdem nicht weiterkommen. Klären Sie also zuerst, welchen nächsten Schritt Sie anstreben und danach, ob es dafür überhaupt eine Weiterbildung braucht – und wenn ja, welche. Achten Sie anschließend auf ein gewisses Mindestniveau in Bezug auf Dauer und inhaltliche Tiefe (mindestens 3 bis 5 Monate berufsbegleitend).

 

Werden Routine-Jobs nicht bald alle durch KI ersetzt?
Auch wenn die Stellenanzeigen versprechen, dass es im Unternehmen nur spannende, herausfordernde Aufgaben gäbe: Immer verbleiben Standardaufgaben, die einfach erledigt werden müssen, ohne dass man sich damit selbst verwirklichen könnte. Es wird also immer Routine-Jobs geben – und damit auch einen Bedarf an Mitarbeitern, die sie erledigen. Manches lässt sich automatisieren (Stichwort: Künstliche Intelligenz), aber oft lohnt sich der technische, organisatorische und finanzielle Aufwand dafür gar nicht.

 

Wie erkenne ich, ob mein Job eine Zukunft hat?
Sinnvoll ist der quartalsweise, mindestens aber jährliche Blick in die Kennzahlen des Arbeitgebers (Jahresbericht, Mitarbeiterinformation o.ä.). Hier sehen Sie, wie es um das Unternehmen steht und wie es sich entwickelt, aber auch, wo es zukünftig Prioritäten setzen will. Daran können Sie Ihre Entscheidungen in Bezug auf eigene Projektvorschläge, Netzwerken, Weiterbildungen und Bewerbungen anlehnen. Verfolgen Sie unter diesem Blickwinkel auch Branchenmedien wie Kress Pro, Journalistin oder Medium Magazin mit.

 

Was ist der größte Fehler bei einem Routine-Job?
Zu langes Abwarten, konkret: Sich jahrelang weitgehend dem beruflichen und privaten Alltag überlassen, anstatt die eigene berufliche Zukunft zu planen und aktiv zu gestalten. Gerade die Medienbranche ist hoch dynamisch und von ständigen Umbrüchen geprägt, ebenso sind es die Unternehmens- und Arbeitskulturen. Wer da ewig in einem Routine-Job verharrt, sich also nicht mehr regelmäßig hinterfragt und weiterentwickelt, macht sich schleichend ersetzbar und gefährdet damit seine Existenzgrundlage.

 

Zur vergangenen Kolumne: So gelingt ein Neustart wenige Jahre vor der Rente

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

www.media-dynamics.org