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Neuer Job: So gelingt der Wechsel gegen alle Widerstände

Neuer Job: So gelingt der Wechsel gegen alle Widerstände Attila Albert

Wer sich beruflich verändern will, enttäuscht häufig seinen derzeitigen Vorgesetzten, nervt den Partner und stresst die Kinder. Trotzdem darf einen das nicht dauerhaft aufhalten. Karrierecoach Attila Albert über die richtige Balance zwischen eigenen Ambitionen und Rücksichtnahme auf andere.

Berlin –  Es gibt kaum einen Medienprofi, der nicht schon ernsthaft über eine berufliche Veränderung nachgedacht oder sogar bereits konkrete Optionen erkundet hat. Doch häufig zeigen sich, etwa nach einem vielversprechenden Vorstellungsgespräch, vielerlei Hindernisse, die von anderen ausgehen. Der aktuelle Chef hat doch darauf vertraut, dass man noch lange in seinem Team bleiben würde; der Partner ist beim Gedanken an finanzielle Unsicherheiten wegen der neuen Probezeit genervt; die Kinder sind gestresst, weil sie bei einem Umzug die Schule wechseln müssten. Schon zweifelt man: „Ist der neue Job all das wirklich wert?‟

 

Bis Anfang 30 ist ein beruflicher Wechsel noch recht einfach, eventuell ist man dann noch ein Single mit WG-Zimmer und ein paar Ikea-Möbeln, also völlig flexibel. Hat man sich sein Leben aber erst einmal aufgebaut und eingerichtet, wird es kompliziert: Auf immer mehr Umstände und Menschen muss man nun Rücksicht nehmen. „So einfach ist das aber nicht‟, hört man sich plötzlich ständig sagen und erkennt, dass man ein Bedenkenträger geworden ist. Tatsächlich ist ein Wechsel nun nicht mehr einfach, selbst wenn man ein gutes Angebot erhalten hat. Aber das sollte einen nicht davon abhalten. Hier einige Empfehlungen dafür.

 

Ganzheitlicher Plan für nächste Lebensphase
Gelegentlich ist eine berufliche Veränderung weitgehend isoliert vom sonstigen Leben zu bewerkstelligen (z. B. bei einem Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber am Wohnort, bei dem auch Arbeitszeiten und -belastung ähnlich bleiben). Häufiger aber betrifft sie auch andere Lebensbereiche und Familienmitglieder. Das sollte man gleich vorab bedenken und eine Veränderung entsprechend umfassender angehen, also einen ganzheitlichen Plan für die nächste Lebensphase erarbeiten: Beispiel: Sie müssten für die neue Stelle zwar an einen anderen Ort ziehen, könnten sich aber nun ein Haus mit Garten leisten, auf das sich die ganze Familie freuen kann. Das motiviert alle Beteiligten, es trotz aller Hürden anzugehen.

 

Prioritäten klären und danach handeln
Keine Veränderung ist ohne Nachteile. Man muss also immer welche in Kauf nehmen, wenn man nicht ewig suchen und dadurch Chancen vergeben will. So bringt z. B. eine höhere Position zwar mehr Gehalt und Gestaltungsmöglichkeiten mit sich, erfordert aber häufiger einen Umzug oder Pendeln, zudem mehr zeitlichen Einsatz und Erfolgswillen. Um hier zielsicher entscheiden zu können, anstatt ständig neu zu überlegen und immer wieder zu zögern, braucht es klare eigene Prioritäten: Was ist Ihnen wichtig, und was würden Sie dafür in Kauf nehmen? Verlieren Sie also nicht zu viel Zeit mit der vergeblichen Suche nach einer Option, die ausschließlich Vorteile hat; perfekte Lösungen gibt es nicht.

 

Zeitdauer für Zugeständnisse festlegen
Selbstverständlich stellt man eigene berufliche Pläne gelegentlich anderen zuliebe zurück. Typische Beispiele: Die Partnerin soll erst noch ihre Weiterbildung abschließen können, die Kinder das Abitur machen. Das sollte allerdings nicht dazu führen, dass immer etwas anderes wichtiger ist und jede Veränderung ewig verschoben wird („wenn unsere Kinder auch das Studium abgeschlossen habe‟, „wenn das Haus abbezahlt ist‟, „wenn meine Eltern einmal nicht mehr sind‟). Empfehlung hier: Wenn Sie Zugeständnisse machen, dann für maximal 2-3 Jahre, um nicht anderen zuliebe beruflich den Anschluss zu verlieren. Gerade Hauptverdiener müssen wegen ihrer Verantwortung für andere langfristig denken.

 

Gespräche ohne Angst oder Schuldgefühle
Jede berufliche Veränderung berührt auch die Interessen anderer, und Interessenkollisionen sind dabei manchmal nicht auszuschließen. Beispiele: Sie wollen für eine neue Stelle in eine andere Region des Landes ziehen, was Ihren Partner nervt, weil er sich deswegen auch umorientieren muss, und Ihre Eltern enttäuscht, die Sie gern näher bei sich hätten. Hier sind Gespräche zu führen, in denen Sie sich zwar erklären und gemeinsam nach Kompromissen suchen sollten, aber letztendlich für sich entscheiden müssen. Lassen Sie sich nicht durch Angst oder Schuldgefühle zu Entscheidungen verleiten, die Sie später bereuen. Ein kurzfristiger Konflikt zahlt sich hier langfristig häufig vielfach aus.

 

Damit leben lernen, dass nicht alle glücklich sind
Bei allen Bemühungen um Kompromisse ist es unvermeidbar, dass nicht alle Beteiligten mit dem Ergebnis glücklich sein werden. Der aktuelle Chef ist vielleicht enttäuscht oder sogar verärgert, wenn Sie wechseln: „Nach all dem, was ich für dich getan habe, lässt du mich und das Team also gerade jetzt im Stich?!‟ Natürlich wird niemand absichtlich rücksichtslos sein, gleichzeitig gilt auch hier wieder: Denken Sie an Ihre Prioritäten. Lernen Sie damit zu leben, dass andere das – zumindest anfangs – nicht verstehen oder akzeptieren wollen. Fällt Ihnen das schwer, zeigt das eventuell eine übergroße emotionale Abhängigkeit von anderen, die Sie angehen sollten (z. B. mit einem Coach oder Therapeuten).

 

Zur vergangenen Kolumne: Damit die Arbeit wieder spannend wird

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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