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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: klein statt groß

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: klein statt groß Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 128: Stephan Töngi stößt immer wieder auf die falsch geschriebenen Adjektive „offen“ und „öffentlich“.

Mannheim – Auf folgenden Satz bin ich beim Lesen getroffen: „Diese Kritiker schreiben zwar fleißig Offene Briefe, schaffen es aber nicht, eine gescheite Alternative … zu präsentieren.“ Worin besteht der Fehler? Es hätte „offene Briefe“ heißen müssen. 

 

Die Kleinschreibung gilt auch für andere Wendungen (Auswahl):

  • das offene Meer
  • die offene Kritik
  • der offene Wein
  • die offene Wunde
  • der Tag der offenen Tür
  • das offene Singen

 

Auch das Adjektiv „öffentlich“ wird gelegentlich falsch geschrieben. Korrekt ist die Kleinschreibung spätestens seit 2001, als die deutsche Gewerkschaft „Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr“ (ÖTV) in der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) aufging. Bei der ÖTV durfte „Öffentliche“ großgeschrieben werden, weil es sich um einen Eigennamen handelte. Wer aber schreiben will, dass er „im öffentlichen Dienst“ arbeitet (für den Bund, ein Land oder eine Gemeinde im Unterschied zur Privatwirtschaft), muss kleinschreiben. 

 

Beim öffentlichen Personennahverkehr enthält nur die gängige Abkürzung ÖPNV ein großes Ö. Wird die Abkürzung wie im vorausgegangenen Satz aufgelöst, dann ist das kleine ö ein Muss. Der korrekte Genitiv (Wessen-Fall) heißt übrigens „des ÖPNV“, am Ende also ohne -s. 

 

Sprachfalle 129 behandelt etwas sehr Flüchtiges – den Moment. 
Sprachfalle 127 unterbrach meine mehrteilige Liste von Wörtern, die man leicht verwechseln kann. Fortsetzung folgt.  

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.