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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Gesandt, aber nicht geschickt

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Gesandt, aber nicht geschickt Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 102: Stephan Töngi schweift kurz in die Welt der Diplomatie ab.

Mannheim – Fangen wir mit der einfachsten Vergangenheitsbildung der Verben gesandt – gesendet –geschickt an, dann ist das schon mal erledigt: 

  • schicken: Hier lautet das Präteritum „schickte", die vollendete Gegenwart (= Perfekt) „hat geschickt". 


Interessant wird es bei den Vergangenheitsformen von senden: 
Präteritum = sendete, Perfekt = hat gesendet 
und
Präteritum = sandte, Perfekt = hat gesandt 

Gibt es Unterschiede? Ist beides richtig? 
Laut Duden Band 9 werden im Bereich der Technik nur die schwachen Formen mit -e- gebraucht:  
„Die Funker sendeten Peilzeichen“ oder „Seine Hörspiele sind alle gesendet worden“
In der Vergangenheit müsste es demnach heißen: 
„Die Funker haben Peilzeichen gesendet“ oder „Man hat alle seine Hörspiele gesendet“

Wenn es um die Bedeutung von „senden“ im Sinne von „schicken“ geht, sind laut Duden beide Formen gebräuchlich. 
Die Formen mit -a- kommen jedoch öfter vor. 
Beispiele aus dem Duden: „Ich sandte (sendete) ihr einen Brief“ oder „Ich habe ihr einen Brief gesandt (gesendet)“

Zwei Anmerkungen: 

  • Als die Frau des ungarischen Gesandten sich über die vielen Wörter beklagte, die im Deutschen von ähnlicher oder gleicher Bedeutung sind, zum Beispiel „gesandt“ und „geschickt“, konterte Reichskanzler Otto von Bismarck schlagfertig: „Ihr Mann ist ein Gesandter, aber kein geschickter.“
  • Am Anfang dieser Mail war von Perfekt die Rede, also der Form der vollendeten Gegenwart. Nicht nur für Radio- und Fernsehsprecher wichtig: Hier liegt die Betonung auf dem ersten -e-. 

Anders hingegen beim Adjektiv „perfekt“: Dieses wird auf dem zweiten -e- betont.   

 

Ich hoffe, dass dieser von mir versandte Newsletter auch ein geschickter ist.

 

In der nächsten Sprachfalle geht’s um ein Wort, das öfter falsch als richtig verwendet werden dürfte.
Die vorherige Sprachfalle beschäftigte sich mit Kängurus.  

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.