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Ab in den Journalismus: Hehre Ziele, große Träume und ein wenig Realitätssinn

Erst das Studium, dann auf die Journalistenschule: Warum auch heute noch junge Leute im Journalismus arbeiten möchten, den Job als Journalist für den besten Beruf der Welt halten - und auf eine Festanstellung setzen.

Berlin - Lisa Rossel ist überall. Auf Twitter, im Blog, Journalismus liegt der 23-Jährigen, die sich traut. Raus aus einer möglichen Karriere bei einer Bank, hinein in die Medien. Erst etwas Sicheres, jetzt kommt die Leidenschaft. Nach dem Bachelor-Studium geht sie auf die Journalistenschule.

Was Lisa Rossel, die gebürtig aus Landstuhl bei Kaiserslautern stammt, in Köln erwartet, warum sie sich für Journalismus entschieden, aber ein klassisches Volontariat, und wie ihre Familie reagiert hat und warum sie auch ein Stückchen die Welt verändern möchte, hat sie für NEWSROOM aufgeschrieben:

 

Lisa Rossel besucht ab dem kommenden Herbst die Kölner Journalistenschule. Warum sie Journalistin werden möchte, hat sie für NEWSROOM aufgeschrieben.

 

"Genau eine Woche ist es jetzt her, dass ich nach einem Wochenende bei meinen Eltern zurück in meine Wohnung kam und einen Brief von der Kölner Journalistenschule aus dem Briefkasten fischte. Der Inhalt: Eine Zusage, dass ich dem Ausbildungsjahrgang 2012 angehören darf!

Für mich ist die Ausbildung dort ein großer Schritt. Die vergangenen drei Jahre habe ich damit verbracht, Betriebswirtschaftslehre zu studieren und nebenbei bei einem der größten deutschen Finanzdienstleister ausgebildet zu werden.

Viele Leute schütteln den Kopf darüber, dass ich die vermeintlich sichere Zukunft dort aufgebe und weiterhin die Schulbank drücken will.

Aber es war immer mein großer Traum, zu schreiben und Menschen über die Geschehnisse der Welt zu informieren; das BWL-Studium sollte als Mittel zum Zweck dienen und mir Fachwissen vermitteln, welches ich dann in meinen Artikeln einfließen lassen möchte.

Wer hätte aber geahnt, dass ein duales Studium so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass es unmöglich ist, nebenbei noch für eine Zeitung zu schreiben und so überhaupt Kontakte zu knüpfen?

Schnell wurde mir klar, dass ich für ein Volontariat nicht die nötige Erfahrung habe. Daher bewarb ich mich an verschiedenen Journalistenschulen, wo die Erfahrung nicht ganz so wichtig ist.

Mein Favorit – die Kölner Journalistenschule, an der auch ein Bekannter von mir studiert hat. Er ist Bereichsleiter der Kommunikationsabteilung meines Ausbildungsunternehmens und hat mir nur Gutes erzählt und mich auch mit den Worten gestärkt, dass ich perfekt passen würde.

Freunde und einige Familienmitglieder fragen mich, weshalb ich unbedingt Journalistin werden will, warum ich nicht einfach bei der Bank bleibe, mit geregelten Arbeitszeiten, 13. und 14. Monatsgehalt sowie guten Aufstiegschancen.

Meine Antwort lautet immer gleich:

Für mich bedeutet Journalismus, neugierig zu sein, Dingen auf den Grund zu gehen und für die Öffentlichkeit aufzubereiten.

Die Medien haben einen Einfluss auf die Menschen in unserem Land, sie agieren als vierte Gewalt, als Meinungsmacher in unserem politischen System.

Es mag naiv und auch ein Stück weit idealistisch klingen, aber mir ist es ein Bedürfnis, ein Stück zur Aufklärung der Leser, Zuhörer und Zuschauer beizutragen, in dem ich objektiv berichte, ohne dass Verzerrungen auf irgendeiner Seite entstehen.

Klar ist mir bewusst, dass Medien nicht nur eine Informationsfunktion gegenüber der Öffentlichkeit haben, sondern auch als „watch dogs“ gegenüber Politik und Wirtschaft stehen und die Interessen der Bürger vertreten müssen.

Zudem finde ich es unglaublich spannend, dass Journalisten oft direkt am Ort des Geschehens sind. Es reizt mich, immer wieder mit neuen, interessanten Menschen zusammenzutreffen, die mir unter Umständen sogar ihre Lebensgeschichte anvertrauen.

Natürlich ist mir auch bewusst, dass man als Journalist nicht nur die Sonnenseite des Lebens kennenlernt.

Ich werde auch über erschreckende Entwicklungen, Grausamkeiten und Menschen mit einer traurigen Geschichte berichten müssen und ich stelle es mir sehr schwer vor, hier Objektivität und Ruhe zu bewahren. Trotz allem will ich dieses Risiko eingehen.

Die Tatsache, dass ich die nächsten vier Jahre kein Geld verdiene und dass ich einer Zukunft entgegen sehe, die, schenke ich meinen Eltern Glauben, unsicher ist, haben mich aber doch zögern lassen, in die Ausbildung an der Kölner Journalistenschule einzuwilligen.

Es macht mir Angst, zu hören, wie viele Journalisten keine Festanstellung finden und als „Freie“ versuchen, einen Auftrag nach dem anderen zu akquirieren ohne zu wissen, wo sie Morgen stehen..

Natürlich sind meine Gedanken in dieser Beziehung sehr pessimistisch. Aber als freie Journalistin will ich später nicht arbeiten, ich brauche – zumindest zu Beginn meines Journalistenlebens - Sicherheit.

Ich hoffe, dass mir die Ausbildung an der Kölner Journalistenschule dabei hilft, meinen Traum - eine gute Journalistin mit Festanstellung zu werden - zu verwirklichen und dass ich zu keinem Zeitpunkt bereuen werde, Zahlen gegen Buchstaben getauscht zu haben."

Lisa Rossel

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